Mehr als 100.000 Stimmen für #RestoreNature
Bis zum 5. April haben sich binnen eines Monats 104.188 Bürger*innen an der öffentlichen Konsultation der EU zur Naturwiederherstellung beteiligt. Sie nahmen an der verbandsübergreifenden #RestoreNature-Kampagne verschiedener Umweltorganisationen teil. Es geht laut BirdLife um nichts weniger als "einen tiefgreifenden, transformativen Wandel in der Art und Weise, wie unser Land, unsere Flüsse und Meere genutzt werden".
Nach Jahrzehnten des Raubbaus an der Natur könne "Naturschutz allein den Schaden nicht wieder ausgleichen", resümierte die für internationale Biodiversität zuständige Sprecherin von BirdLife Justine Guiny. Zur Bewältigung der Klima- und Biodiversitätskrise sei die Wiederherstellung von Natur unerlässlich. Allerdings werde der Weg zu einer großflächigen Renaturierung in Europa "lang und turbulent" sein. Es brauche starken politischen Druck, damit die Eigeninteressen keinen Vorrang bekommen, so Guiny. Es gehe um die Bewahrung der Artenvielfalt, Nahrungsmittelsicherheit, Schutz vor Überschwemmungen und die Bekämpfung der Klimakrise. Mindestens 15 Prozent der geschädigten Landesflächen, der Binnengewässer und Meere müssten bis 2030 in einen natürlichen Zustand versetzt werden. Das Gesetz müsse klare Definitionen liefern und zusätzlich zu bereits geltenden Verpflichtungen gelten.
Weitere Schritte auf EU-Ebene
Nach dem Abschluss der öffentlichen Konsultation zum Renaturierungsgesetz arbeitet die EU-Kommission bis zum Sommer an einer Folgenabschätzung. Außerdem wird sie weiterhin Interessengruppen zu den Auswirkungen eines solchen Gesetzesvorschlags einbeziehen. Im Laufe des Sommers soll jede Dienststelle der Kommission den Vorschlag bewerten, der voraussichtlich bis Ende 2021 veröffentlicht wird. Im nächsten Jahr (2022) befassen sich dann EU-Parlament und EU-Rat mit dem Gesetzesentwurf.
Und international?
Im März 2019 hatte die UN-Vollversammlung beschlossen, das Jahrzehnt 2021-2030 zur UN-Dekade der Wiederherstellung von Ökosystemen zu machen. Am diesjährigen Weltumwelttag, dem 5. Juni 2021, wird der offizielle Startschuss gegeben. Im kommenden Oktober werden sich die Vertragsstaaten des Übereinkommens über biologische Vielfalt (CBD) im chinesischen Kunming beziehungsweise digital versammeln, um einen neuen globalen Rahmen zum Schutz der Biodiversität zu beschließen. Die EU muss ihre Position dafür noch endgültig festlegen. Mindestens die Ziele, die im Vorschlag zur EU-Biodiversitätsstrategie 2030 und dem europäischen Green Deal enthalten sind, sollten aber auch global vertreten werden. Ob das ausreicht, werden erst nachfolgende Generationen feststellen können. [jg]
BirdLife: The people have spoken: it’s time to #RestoreNature. What happens now?
BirdLife-Stellungnahme zur öffentlichen Konsultation (engl., PDF)
NABU sammelte 35.000 Unterschriften
Das deutsche BirdLife-Mitglied, der NABU, hat sich aktiv an #RestoreNature beteiligt und bundesweit 35.000 Bürger*innen motivert, sich an der Kampagne zu beteiligen. Dies zeige auch, dass ausreichende Mittel für die kommenden Renaturierungs-Verpflichtungen im deutschen "Wiederaufbauplan" eingeplant werden müssten. "Zugleich ist es eine klare Aufforderung an alle Parteien, das Thema Renaturierung in ihre Wahlprogramme zur Bundestagswahl aufzunehmen und bei der späteren Verhandlung zum Regierungsprogramm als neuen Naturschutz-Schwerpunkt zu setzen", so NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Damit sich "das Trauerspiel der mangelhaften Umsetzung des wichtigen Schutzgebiets-Netzes Natura 2000 in Deutschland nicht wiederholt", müsse es entsprechende deutschlandweite Vorgaben als auch finanzielle Unterstützung für die Bundesländer geben, ergänzte der NABU-Naturschutzrechtsexperte in Brüssel Raphael Weyland. Weiterlesen
IUCN-Europadirektor zum Green Deal
Wie kann die EU sicherstellen, dass ihr Green Deal ein echter Deal für Natur und Menschen ist? Während die Europäische Union an der Bewältigung der Pandemie arbeitet, muss sie auch darauf achten, dass alle politischen Maßnahmen mit dem Europäischen Green Deal in Einklang gebracht werden. Das schreibt der in der Weltnaturschutzunion IUCN für Europa zuständige Regionaldirektor Luc Bas. "Aber es liegt nicht nur an der EU-Kommission, auch die Mitgliedstaaten müssen sich der Herausforderung stellen, um einen wirklich grünen Aufschwung zu erreichen", fordert Bas. Damit der Green Deal ein echter "game-changer" werden könne, müssten Eigenverantwortung, solide Durchführungsbestimmungen, eine ausreichende und gezielte Ressourcenmobilisierung für naturbasierte Lösungen und eine strenge Überprüfung der möglichen unerwünschten Auswirkungen außerhalb der EU sichergestellt werden. Weiterlesen
Studie mit multikriteriellem Kosten-Nutzen-Ansatz
Die Kosten und Ergebnisse der Wiederherstellung von Ökosystemen unterscheiden sich deutlich nach
Standort und Lebensraumtyp. Eine Studie hat einen multikriteriellen Kosten-Nutzen-Ansatz entwickelt, um vorrangige Gebiete für die optimale Wiederherstellung von terrestrischem Acker- und Weideland definieren zu können. Erhaltung der biologischen Vielfalt, Aspekte des Klimaschutzes und der Kostenminimierung wurden eingerechnet. Weiterlesen