Natürlich Klimaschutz! - Investieren lohnt sich
Soll die sozial-ökologische Transformation gelingen, müssen die Maßnahmen dafür solide und langfristig finanziert werden. Für die Wiederherstellung der Natur und den Klimaschutz ist es wichtig, die Akteure auf lokaler Ebene zu unterstützen. Aber auch auf europäischer Ebene wollen Vertreter*innen aus Industrie, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Verwaltung einen Markt für naturbasierte Lösungen aufbauen.
Vor allem im ländlichen Raum gibt es Wälder und Auen, Böden und Moore, die zu stärken sind. In den Städten gilt es, für ein besseres urbanes Klima zum Beispiel Dächer zu begrünen, Nist- und Überwinterungshilfen für Vögel zu schaffen, Plätze zu entsiegeln oder naturnahe Biotope anzulegen. Entsprechende Maßnahmen, etwa zur Klimaanpassung, werden vor Ort durchgeführt und sie kosten Geld.
Geld für die Regionen
Für eine nachhaltige, lokale und regionale Klimafolgenanpassung bietet das EFRE-Programm der EU gute Fördermöglichkeiten. Hinter der Abkürzung EFRE verbirgt sich der Europäische Fonds für regionale Entwicklung. In Deutschland sind die meisten Programme der EFRE-Förderperiode 2021–2027 bereits genehmigt, die Ausarbeitung der Förderrichtlinien und Projektauswahlkriterien läuft. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) veröffentlichte im Rahmen des Projekts „Fit und Regional“ (2022-2024) eine Broschüre, in der es um die Förderung von naturbasierten Lösungen durch EFRE-Mittel geht. Das Projekt wird vom Umweltbundesamt und dem Bundesumweltministerium gefördert.
Die Autor*innen unterbreiten in der Publikation Kriterien für die Verankerung von naturbasiertem Klimaschutz und lokaler Klimafolgenanpassung. Naturbasierte Lösungen nutzen natürliche Prozesse und Eigenschaften von Ökosystemen, um gesellschaftliche Herausforderungen, etwa den Klimawandel, zu bewältigen. Gleichzeitig tragen sie beispielsweise zum Klima- und Ressourcenschutz oder der Stärkung der Biodiversität bei.
In dem BUND-Papier gibt es Vorschläge, wie naturbasierte Lösungen in die Förderrichtlinien und Projektauswahlkriterien der EFRE-Förderung einfließen können. Zudem zeigt die Broschüre Beispiele für Antragstellende, mit welchen Maßnahmen sich naturbasierte Lösungen in den EFRE-Förderschwerpunkten umsetzen lassen. Auch konkrete Umsetzungsbeispiele werden vorgestellt.
Die vorgeschlagenen Auswahlkriterien helfen Entscheidungsträger*innen, etwa in den Landesregierungen oder Kommunen, den Grundsatz der ökologischen Nachhaltigkeit umfassend in die jeweiligen Maßnahmen oder Projekte zu integrieren. Auch für weitere potenzielle Antragsteller wie Unternehmen, Forschungseinrichtungen und zivilgesellschaftliche Organisationen, die Projektanträge stellen und Beispiele für naturbasierte Lösungen benötigen, ist die Publikation nützlich.
Investitionsanzreize: Schlüssel zur Lösung der Klima- und Biodiversitätskrise?
Mit dem Projekt Invest4Nature wollen 15 europäische Partner aus Industrie, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Verwaltung einen Markt für naturbasierte Lösungen aufbauen. Naturbasierte Lösungen sind zentrale Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel oder der Bekämpfung des Biodiversitätsverlusts, die sich natürliche Prozesse und Eigenschaften von Ökosystemen zunutze machen. Das Steinbeis Europa Zentrum koordiniert die Kommunikation, die Verbreitung und Verwertung der Projektergebnisse und übernimmt das finanzielle Management des Projekts.
Angesichts der anhaltenden Klima- und Biodiversitätskrise sieht die Europäische Union in ihrer Strategie zur Bewältigung dieser Krisen – dem Green Deal – naturbasierte Lösungen als eine Schlüsselmaßnahme. Die EU unterstützt Projekte, die solche Lösungsansätze weiterentwickeln. Der ökologische, soziale und ökonomische Nutzen ist vielfältig: von der Eindämmung der Klimakrise, der Anpassung an den Klimawandel bis hin zu mehr Wohlbefinden der Bürger.
Die Kooperationspartner aus elf europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, wollen mit Invest4Nature zu einem besseren Verständnis der wirtschaftlichen und finanziellen Leistungsfähigkeit naturbasierter Lösungen beitragen. Damit sollen Anreize für Investitionen in die Maßnahmen geschaffen und ein Markt entwickelt werden, der einen breiten Einsatz solcher Lösungen ermöglicht.
Welche Chancen naturbasierte Lösungen tatsächlich bieten, ist noch nicht erwiesen. Denn es gibt derzeit keine Standardmethode, um deren wirtschaftlichen und finanziellen Nutzen zu berechnen. Für Finanzakteure, Investoren und Versicherungen ist es aber wichtig zu wissen, wie stark zum Beispiel Klimarisiken reduziert werden können, wenn sie in Maßnahmen für den Natur- und Klimaschutz investieren.
In Reallaboren wird getestet, was naturbasierte Lösungen bringen
Die Projektpartner von Invest4Nature haben sich daher zum Ziel gesetzt, einen Bewertungsrahmen für naturbasierte Lösungen zu schaffen, der die Risikominderungen einschätzt und fundierte Kosten-Nutzen-Analysen sowie die Entwicklung von Geschäftsmodellen ermöglicht. Zudem ist geplant, für Investoren eine Kommunikations-Toolbox und ein System zu entwickeln, das ihnen bei der Entscheidung für naturbasierte Lösungen hilft. Sogenannte Living Labs (Reallabore für die Kooperation zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft) in Norwegen, Dänemark, Polen, Österreich und Portugal sollen Erkenntnisse liefern, welche Vorteile naturbasierte Lösungen in Stadt, Land, an der Küste und in den Bergen haben.
Die Autorin
Marion Busch ist freie Journalistin in Berlin. Sie studierte Germanistik und Politikwissenschaft und schreibt seit vielen Jahren über gesellschafts- und umweltpolitische Themen.
Weitere Informationen und Publikationen
Steinbeis Europa Zentrum: Attraktivität von Investments in naturbasierte Lösungen steigern