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Seas At Risk warnt vor riskantem Geo-Engineering im Meer
EU-News | 17.01.2025
#Klima und Energie #Wasser und Meere

Seas At Risk warnt vor riskantem Geo-Engineering im Meer

Auf dem Meeresgrund

In einem neuen Positionspapier warnt Seas At Risk vor den hohen Risiken des marinen Geo-Engineerings (MGE). Die Meeresschutzorganisation fordert die EU auf, MGE-Praktiken in ihren Meeren zu verbieten, sich für ein internationales Moratorium und für gesunde und saubere Meere bis 2030 einzusetzen. 

„Statt in spekulative technische Lösungen zu investieren, sollte Europa die Ursachen der Klimakrise an der Wurzel packen”, argumentiert Seas At Risk im Positionspapier, das hohen Risiken und falsche Annahmen untersucht. Europa sollte stattdessen schrittweise aus den fossilen Brennstoffen aussteigen, seinen Energiebedarf halbieren und bis 2040 auf 100 Prozent erneuerbare Energien umsteigen.

Der Klimawandel mit Überschwemmungen, Wirbelstürmen und Dürren verwüste weite Gebiete auf allen Kontinenten, die Artenvielfalt gehe zurück. Die Bemühungen, die Treibhausgasemissionen auf Null zu reduzieren, seien jedoch nach wie vor unzureichend, und die Natur - einschließlich der Ozeane - werde in alarmierendem Tempo ausgebeutet, so die Meeresschutzorganisation.

Spekulative Geo-Engineering-Praktiken wie die Beseitigung von Kohlendioxid und die Veränderung der Sonneneinstrahlung gewönnen an Zugkraft. Zwar klinge die Absicht oberflächlich betrachtet positiv, aber risikoreichen Methoden dürften der biologischen Vielfalt der Meere eher großen und irreversiblen Schaden zufügen, die Lebensgrundlagen der Küstengemeinden zerstören und die jetzt notwendigen tiefgreifenden Emissionssenkungen verzögern, warnt Seas At Risk.

MGE sind keine Lösung - sie sind eine Bedrohung und eine gefährliche Ablenkung von echten Klimaschutzmaßnahmen

Zu den kritisierten MGE-Methoden gehören die großdimensionale Zuführung von Nährstoffen wie Eisen, die Verklappung riesiger Mengen von Mineralien wie gemahlener Kalkstein oder die Züchtung von Algen in großem Maßstab, wobei die Biomasse in die Tiefsee versenkt werden sollen. Dies könne dazu führen, dass riesige Gebiete mit Algenblüten entstehen. Um überhaupt eine nennenswerte Verringerung des atmosphärischen CO2 zu erreichen, müssten diese Methoden in großem Maßstab (bis zu 10 Prozent des Ozeans), kontinuierlich über Jahrzehnte oder auf unbestimmte Zeit und zu hohen Energiekosten eingesetzt werden. Dies würde der biologischen Vielfalt und den Nahrungsnetzen der Meere großen und irreversiblen Schaden zufügen, die Meereschemie und regionale Wettermuster verändern und die Ungleichheiten verschärfen, so Seas At Risk.

Auf internationaler Ebene bestehe im Rahmen des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) ein De-facto-Moratorium für Geo-Engineering. Das Londoner Protokoll und das Übereinkommen verbieten die Ozeandüngung (die Algenblüten verursacht), und es wird darüber diskutiert, weitere Methoden des Geo-Engineering einzubeziehen. Trotz dieser Rahmenbedingungen werden verschiedene Technologien getestet, und es werden Millionen in die MGE-Forschung investiert, kritisiert die MEeresschutzorganisation.

Die EU setze derzeit auf Vorsorge und räume der Wiederherstellung von Ökosystemen mit einer hohen CO2-Absorptionskapazität wie Mangroven, Gezeitensümpfe, Seegras und Kelp Vorrang ein. Seas At Risk kritisiert allerdings, dass einige klimapolitische Maßnahmen und Verordnungen der EU, wie die Verordnung über den Kohlenstoffabbau- und speicherung und die Zertifizierung der Kohlenstoffbewirtschaftung, könnten jedoch den Weg für mGE ebnen. Die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie, die auf einen guten Umweltzustand der europäischen Meere abzielt, könnte dagengen dazu beitragen, MGE-Praktiken zu verhindern, wenn sie besser auf die EU-Klimapolitik abgestimmt sei. Seas At Risk fordert unter anderem die Umwidmung bestehender und künftiger Mittel für die Erforschung von MGE zugunsten von Bemühungen, den Ozean bis 2030 zu sanieren und klimaresistent zu machen. Außerdem müsse die Kohlenstoffspeicherung im Meer in der Wassersäule und auf dem Meeresboden verboten die Speicherung in geologischen Formationen unter dem Meeresboden gestoppt werden, bis nachgewiesen ist, dass keine Umweltschäden entstehen. [jg]

High risks and false friends: Why Europe must say no to marine geo-engineering 

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