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Umweltverbände contra PFAS und PFAS-Lobby
EU-News | 31.01.2025
#Chemikalien #EU-Umweltpolitik

Umweltverbände contra PFAS und PFAS-Lobby

PFAS
© AdobeStock/Chris Anton
PFAS

Mehr als 80 zivilgesellschaftliche Gruppen aus ganz Europa fordern eine „universelle“ Beschränkung von „Ewigkeitschemikalien“ (PFAS) in der EU. Außerdem müsse die EU-Kommission den Einfluss der Industrie auf den Entscheidungsprozess einschränken, heißt es in einem offenen Brief. Die in Schweden ansässige Organisation ChemSec veröffentlicht parallel PFAS-bezogene Mails des PR-Beratungsunternehmens Hoogenboezem-Fisher.

Es ist an der Zeit, „die schlimmste Umweltverschmutzungskrise in der Geschichte der Menschheit“ zu beenden und per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) zu verbieten, so die Position von mehreren Dutzend Umwelt- und Gesundheitsverbänden, darunter BUND, ClientEarth, Deutsche Umwelthilfe und das Forum Umwelt & Entwicklung aus Deutschland. In Reaktion auf die Enthüllungen des Forever Lobbying Project (EU-News 16.01.2025) haben sich die Verbände unter Führung des Europäischen Umweltbüros (EEB) „mit Dringlichkeit und tiefer Empörung“ in einem offenen Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gewandt. Das Forever Lobbying Project habe „einen weiteren PFAS-Verschmutzungsskandal innerhalb der EU aufgedeckt“, dies sei „ein Weckruf“, den bedenklichen Einfluss von Wirtschaftsunternehmen auf politische Entscheidungsfindungen zu unterbinden.

Als Vertreter*innen der Zivilgesellschaft in ganz Europa forderten sie von der Leyen auf, „mit Mut und moralischer Klarheit zu handeln“:

  1. Ein umfassendes Verbot von PFAS, um die Verschmutzung an der Quelle zu bekämpfen. Die vorgeschlagene universelle PFAS-Beschränkung dürfe nicht verwässert werden und müsse die Rechtsvorschriften für Pestizide, Biozide und Arzneimittel umfassen. 
  2. Einmischung der Industrie beenden: Unternehmenslobbyismus könne die öffentliche Gesundheit untergraben, weshalb die EU „Treffen mit der PFAS-Industrie, die sich um Ausnahmeregelungen bemühen, auf ein Minimum beschränken, öffentlich machen und vollständig protokollieren“. Entscheidungen müssten auf unabhängiger Wissenschaft und nicht auf Desinformation durch Unternehmen beruhen.
  3. Durchsetzung des Verursacherprinzips und der Unternehmensverantwortung - Chemieunternehmen müssen für die Kosten der von ihnen verursachten Verschmutzung aufkommen.
  4. Umsetzung eines Überwachungs- und Sanierungsplans in Partnerschaft mit den Mitgliedstaaten: Auswirkungen auf Menschen und die Umwelt überwachen, verseuchtes Wasser und Böden sanieren, in Technologien zur Wiederherstellung von Ökosystemen investieren.
  5. Unterstützung Betroffener: Gesundheitliche, psychologische, rechtliche und finanzielle Wiedergutmachung für diejenigen, die durch die jahrzehntelange Vernachlässigung geschädigt wurden.
  6. Sichere Alternativen fördern: PFAS-Ausstieg beschleunigen und Unterstützung von Unternehmen, die sicherere, ungiftige Ersatzstoffe für PFAS vermarkten und entwickeln.
  7. EU-Chemikalienrecht modernisieren: Stärkung der REACH-Verordnung, Kontrolle von Chemikalien durch gestraffte Verfahren beschleunigen; persistente, mobile und bioakkumulierbare Chemikalien aus dem Verkehr ziehen und generische Verbote und Gruppenverbote zur Norm machen; Datenlücken schließen, um Transparenz und eine wirksame Kontrolle von Chemikalien zu gewährleisten.
  8. Unterstützung der Regulierung von PFAS auf globaler Ebene: Unterstützung von Maßnahmen im Rahmen des Stockholmer Übereinkommens, eines globalen Kunststoffvertrags und des globalen Rahmens für Chemikalien. 

Hoogenboezem-Fisher-Files: ChemSec veröffentlicht vertrauliche Lobby-Mails

Wer genauer wissen will, wie die Lobbyaktivitäten zu den gesundheitsgefährdenden und wegen ihrer Langlebigkeit teils äußerst gefährlichen Substanzen in der rund 10.000 Stoffe umfassenden PFAS-Gruppe ablaufen, kann sich den Mailverkehr auf der Seite des Internationalen Chemikaliensekretariats ChemSec nachlesen. Nach dem Durchsickern vertraulicher E-Mails aus dem Brüsseler Büro des weltweit tätigen PR-Beratungsunternehmens Hoogenboezem-Fisher könne ChemSec enthüllen, „dass Hoogenboezem-Fisher die Lobbying-Firma ist, die an der Spitze der laufenden PFAS-Propaganda der chemischen Industrie steht“. Weil ChemSec glaubt, dass es im öffentlichen Interesse ist, diese E-Mails zu veröffentlichen, will die Organisation nun jeden Monat einen neuen Satz an durchgesickerter Korrespondenz veröffentlichen. Auf der Seite der Organisation können „die ungefilterten, unbearbeiteten E-Mails von John Hoogenboezem Jr.“, dem Leiter des Brüsseler Büros des Unternehmens, nachgelesen werden. [jg]

EEB et al.: It’s time to end “the worst pollution crisis in human history”: Ban PFAS

ChemSec: The Hoogenboezem Files

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