Verschmutzung der europäischen Meere bleibt bedenklich
Fast alle Meere Europas haben nach wie vor ein massives Kontaminationsproblem. Das ist das Ergebnis einer Auswertung der Europäischen Umweltagentur (EEA) von öffentlich zugänglichen Überwachungsdaten, die im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie und der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie erhoben werden. Ein Fazit: Es bedarf grundlegender Veränderungen auf politischer Ebene. Vor allem müsse die Einleitung von bestimmten Schadstoffen vermieden werden.
Der EEA-Bericht zeigt, dass alle vier regionalen Meere in Europa mehr Schadstoffe enthalten, als ihnen guttut. Das reicht von 96 Prozent der bewerteten Fläche in der Ostsee und 91 Prozent im Schwarzen Meer bis zu 87 Prozent im Mittelmeer und 75 Prozent im Nordostatlantik.
Insgesamt nehme die Kontamination langsam ab. Allerdings lägen die Konzentrationen von Insektiziden wie DDT oder Schwermetallen wie Cadmium und Quecksilber immer noch über den vereinbarten Schwellenwerten. Laut EEA ist die Abdeckung des untersuchten Gebietes mit Daten überwiegend gut, aber es gebe erhebliche Unterschiede zwischen den vier Meeren. Besonders in den Offshore-Gewässern des Mittelmeers gebe es nur begrenzt Informationen.
Im EEA-Bericht werden die Daten mit sieben internationalen und europäischen politischen Meeresschutzzielen abgeglichen: Wahrscheinlich keines der sieben Ziele werde bis 2020-2021 erreicht. Dazu gehört das Ziel in der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL), bis 2020 einen "guten Zustand der Meeresumwelt" in allen europäischen Meeren zu erreichen oder zu erhalten sowie die Definition qualitativer Deskriptoren zur Beschreibung der MSRL-Ziele. Die Art und Weise, wie die Meeresverschmutzung bekämpft wird, müsse sich grundlegend ändern, heißt es in dem Bericht. So blieben beispielsweise viele langlebige Substanzen in marinen Ökosystemen dauerhaft erhalten, so dass es für die Erreichung langfristiger politischer Verpflichtungen von entscheidender Bedeutung ist, ihre Verwendung überhaupt zu vermeiden.
Der Bericht über Schadstoffe in der Meeresumwelt ist der erste in einer Reihe anstehender EEA-Bewertungen zur Meeresumwelt. Es folgen unter anderem Einschätzungen zur Eutrophierung, zur biologischen Vielfalt der Meere, zu den möglichen kombinierten Auswirkungen des multiplen menschlichen Drucks, zur nachhaltigen Nutzung und zu Meeresschutzgebieten.
Einer anderen Studie ist laut Berichten von Science Daily zu entnehmen, dass die zunehmende Plastikverschmutzung der Meere auch eine Bakterienart negativ beeinflussen könnte, die für die Sauerstoffversorgung der Erde eine erhebliche Bedeutung hat. Zehn Prozent des Sauerstoffs, den wir atmen, stammen von einer bestimmten Art von photosynthetischen Bakterien im Ozean.
Nun haben Labortests ergeben, dass eben diese Bakterien (Prochlorokokken) anfällig für Kunststoffverschmutzung sind, heißt es in einer neuen Studie. WissenschaftlerInnen der australischen Macquarie Universität haben herausgefunden, dass verschiedene Chemikalien, die von Plastikmüll ausgehen, das Wachstum, die Photosynthese und die Sauerstoffproduktion stören. [jg]
EEA-Bericht "Contamination of European seas continues despite some positive progress"
(engl.; PDF; 18,9 MB)
Artikel in Science Daily zur Studie über die Effekte von Plastikverschmutzung auf saustoffproduzierende Bakterien