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Abholzung als Gesundheitsrisiko: Unternehmen für Naturschutz
EU-News | 18.06.2020
#Biodiversität und Naturschutz

Abholzung als Gesundheitsrisiko: Unternehmen für Naturschutz

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c. Pixabay

Die Abholzung des Regenwaldes, der Wildtierhandel sowie die Umwandlung von Ökosystemen für Landwirtschaft und Tierproduktion erhöhen das Risiko für die Gesundheit der Menschen. Diese Erkenntnisse hat der WWF in einem neuen Bericht zusammengefasst. Auch Wirtschaftsunternehmen müssen einen naturverträglichen Wiederaufbau unterstützen, findet die Weltnaturschutzunion IUCN. Und die Europäische Union muss dringend etwas gegen Abholzung, ausufernden Konsum und den Bodenschutz tun, finden Umweltverbände.

"Covid-19: Dringender Aufruf zum Schutz von Mensch und Natur" - so heißt der neue WWF-Bericht, der eine Reihe von Umweltfaktoren auflistet, die das Auftreten von aus der Tierwelt stammender (zoonotischer) Krankheiten fördern. Zahlreiche Wissenschaftler*innen und Vordenker*innen hätten vor dem Risiko einer globalen Pandemie gewarnt. Das World Economic Forum (WEF) stufte Pandemien und Infektionskrankheiten schon vor über einem Jahrzehnt als eines der größten globalen Risiken ein, denn diese stellten eine „akute Bedrohung für das menschliche Leben“ dar. Zwar blieben Fragen über die genaue Herkunft von Covid-19 offen, so der WWF, jedoch deuteten alle verfügbaren Beweise darauf hin, dass es sich um eine zoonotische Krankheit handelt, was bedeutet, dass sie von Wildtieren zu Menschen gesprungen ist.

Der galoppierende Verlust von Wäldern und anderen natürlichen Ökosystemen in Regionen auf der ganzen Welt erhöhten das Risiko von Pandemien und beschleunigten den Klimawandel und den Verlust der Natur, so der WWF. Waldexpertin Anke Schulmeister-Oldenhove beim WWF-Europabüro mahnt: „Abholzung und Umwandlung von Ökosystemen verdrängen Wildtiere - und damit Viren - aus ihren natürlichen Lebensräumen und damit näher zu den Menschen. Wälder können unser „Antivirus“ sein, sie schützen uns vor Pandemien und wir müssen sie schützen." Die Europäische Kommission hat neue Rechtsvorschriften angekündigt, um den Fußabdruck der EU bei der weltweiten Entwaldung einzudämmen. Der WWF fordert ein starkes Gesetz, das wirklich sicherstellt, dass die Entwaldung und die Zerstörung von Grasland, Feuchtgebieten und anderen unberührten Lebensräumen gestoppt wird. Zudem müssten die Menschenrechte der indigenen Bevölkerung und lokaler Gemeinschaften im Fokus stehen. Die Abholzung des Regenwaldes in Brasilien erreiche zurzeit traurige Rekorde: Die Entwaldung habe bereits im April um 64 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen.

"Gesunde Gesellschaften, belastbare Volkswirtschaften und florierende Unternehmen sind auf die Natur angewiesen"

Für die Weltnaturschutzunion IUCN gehören "Business and Biodiversity", also Unternehmertum und der Schutz biologischer Vielfalt zusammen. Gemeinsam mit 30 global agierenden Nichtregierungsorganisationen und Unternehmensverbänden hat die IUCN am Montag Geschäftsführer*innen weltweit aufgefordert, ehrgeizige Maßnahmen zur Umkehrung des Naturverlusts im Rahmen der wirtschaftlichen Erholungspläne der Regierungen zu unterstützen. Zu den Unterstützern gehören unter anderem die Internationale Handelskammer, Business for Nature, UN Global Compact sowie We Mean Business. Die Unternehmen sollen ihre freiwilligen Maßnahmen zum Schutz der Natur verstärken und die Politik drängen, eine ehrgeizige, transformative Regierungspolitik umzusetzen, die der Gesellschaft hilft, innerhalb der Grenzen der Natur zu gedeihen, heißt es in einem offenen Brief an alle "CEOs everywhere". Schon vor dem Coronavirus sei die Notwendigkeit, widerstandsfähigere Volkswirtschaften und Gesellschaften zu schaffen, klar gewesen, jetzt aber sei dies unausweichlich. "Gesunde Gesellschaften, belastbare Volkswirtschaften und florierende Unternehmen sind auf die Natur angewiesen", schreibt das Bündnis.

Laut dem Weltwirtschaftsforum (WEF) ist mehr als die Hälfte des weltweiten Bruttoinlandsproduktes, das 44 Billionen US-Dollar entspricht, mäßig oder stark den Risiken durch Naturverluste ausgesetzt. Natürliche Ressourcen und Ökosysteme seien unter enormer Belastung und müssten in ihrem Wert anerkannt werden. Darüber hinaus zeigten wissenschaftliche Studien, dass naturbasierte Lösungen bis 2030 schätzungsweise 37 Prozent der Emissionsminderung bewirken könnten, die erforderlich seien, um die globale Erwärmung unter 2 Grad Celsius zu halten.

In einer gemeinsamen Erklärung haben Aldi-Nord, Aldi-Süd, EDEKA, Kaufland, Lidl, Metro, Netto Marken-Discount und Rewe laut WWF die brasilianischen Sojahändler aufgefordert, die Entwaldung für die Sojaproduktion zu beenden. Deutschlands größte Lebensmittelhändler setzten sich damit für einen Stopp der Entwaldung und Zerstörung der einheimischen Vegetation in der Cerrado Savanne ein.

Biodiversitätsschutz 2030: auf EU-Ebene wird noch diskutiert

Die im Mai 2020 veröffentlichte Biodiversitätsstrategie 2030 (EU-News 20.05.2020) schlägt ehrgeizige EU-Maßnahmen und Verpflichtungen vor, um den weltweiten Verlust an biologischer Vielfalt zu stoppen. Mindestens 30 Prozent der Landfläche und 30 Prozent der Meere in der EU sollen geschützt werden, davon 10 Prozent der EU-Landflächen und 10 Prozent der EU-Meeresgebiete mit strengen Schutzvorgaben. Hinzu kommt die Integration ökologischer Korridore als Teil eines echten transeuropäischen Naturschutznetzes.

Teil der Mitteilung ist auch ein EU-Plan zur Wiederherstellung der Natur mit rechtsverbindlichen Zielen, den die EU-Kommission 2021 vorlegen will. Für die Erhaltung von Biodiversität sollen jährlich 20 Milliarden Euro bereit gestellt werden. Darüber hinaus sind die Anstrengungen zum Schutz der Bodenfruchtbarkeit, zur Verringerung der Bodenerosion und zur Erhöhung der organischen Substanz des Bodens zu verstärken.

2021 will die EU-Kommission ihre thematische Strategie für den Bodenschutz der EU aktualisieren, eine entsprechende Richtlinie scheitert in Brüssel seit Jahren, unter anderem am Veto von Deutschland. Aktuell haben deutsche Umweltverbände ein Eckpunktepapier zum Bodenschutz vorgelegt, in dem die Bedeutung des Bodens betont wird und Kernforderungen für eine veränderte Praxis von Landbau und Naturschutz vorgestellt werden. [jg]

WWF-Pressemitteilung und Report: Covid-19: Urgent call to protect people and nature

IUCN-Pressemitteilung und offener Brief an Unternehmer*innen weltweit

WWF-Pressemitteilung zur Deklaration der Lebensmittelhersteller

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