Weltwassertag: Wasser, Klimaschutz und Corona
Händewaschen gegen Corona-Ansteckung - so heißt es seit Wochen. Doch was, wenn überhaupt kein regelmäßiger Zugang zu sauberem Trinkwasser vorhanden ist? Das UN-Kinderhilfswerk Unicef schätzt anlässlich das Weltwassertags am 22. März, dass dies rund drei Milliarden Menschen weltweit betrifft. „Wasser und Sanitärversorgung für alle“ ist das sechste der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs), aber die Realität sieht anders aus. Der Klimawandel verschärft insgesamt die Wasserknappheit, die Konkurrenz um die begrenzten Wasserressourcen sowie extreme Wetterereignisse, die wiederum Wassersysteme und Infrastruktur beschädigen können. Und das gilt nicht nur für den globalen Süden, sondern auch für Europa.
In einem gemeinsamen Statement zum Weltwassertag haben EU-Vizepräsident Josep Borrell und EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius auf die Verbindung zwischen Klimaschutz und globalem Wasserkreislauf hingewiesen: Wasser effizient nutzen, reduziert Treibhausgase. Mit dem Europäischen Green Deal mitsamt dem für faire Veränderungen angelegten Just Transition Mechanism und dem Kreislaufwirtschaftsplan wolle man die Mitgliedstaaten unterstützen, weniger Ressourcen zu nutzen.
In Europa wird zurzeit über die Wasserpolitik grundlegend diskutiert. Dies betrifft auch die Trinkwasserrichtlinie und die Wasserrahmenrichtlinie, die einem sogenannten Fitness-Check unterzogen wurden (EU-News vom 04.03.2020). Da die in der WRRL enthaltenen Vorschriften aber von vielen Mitgliedstaaten als zu streng beurteilt werden, werden deren Ziele von interessierter Seite immer wieder in Frage gestellt.
Die deutsche Sektion des Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN) hat am 20. März Handlungsempfehlungen für die WRRL abgegeben. PAN Germany fordert, dass die Detailbewirtschaftungspläne der WRRL besser genutzt werden, um insbesondere Einträge an Bioziden und Tierarzneimitteln anzugehen - besonders von den Schadstoffen, die bisher nicht oder kaum geregelt sind. Auch das Monitoring von Pestiziden müsse ausgebaut werden, gerade bei Gewässern, deren Einzugsgebiet kleiner als zehn Quadratkilometer ist. Der Schutz von wasserabhängigen Lebensräumen müsse besser als bisher sichergestellt werden. Darüber hinaus müsse die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) dem Gewässerschutz angemessen Rechnung tragen.
Die Deutsche Umwelthilfe forderte "deutlich mehr Anstrengungen für saubere Gewässer in Deutschland", da Altmedikamente, Nitrat und Abbauprodukte chemischer Kältemittel die Gewässerqualität gefährdeten. Die Wiederaufbereitung werde zunehmend teurer oder unmöglich, wie das Beispiel Trifluoressigsäure (TFA) zeige, das mit herkömmlichen Methoden gar nicht mehr entfernt werden könne. Die DUH verlangte zudem, das in Autoklimaanlagen genutzte Kältemittel R1234yf für diesen Zweck zu verbieten, da bei dessen Herstellung TFA entstehe. Außerdem müsse ein einheitliches Sammelsystem für Altmedikamente eingerichtet werden. Nicht zuletzt müssten die Düngeeinträge verringert werden. Die DUH appellierte an den Bundesrat, die überarbeitete Düngeverordnung unverändert zu verabschieden. [Nachtrag 26.03.: Überraschend scheint Brüssel einer Fristverlängerung für die Umsetzung von Teilen der Düngeverordnung zugestimmt zu haben. Dabei geht es laut agrarheute um die Ausweisung der sogenannten Roten Gebiete mit hoher Nitratbelastung und die Festlegung der dort gültigen Auflagen; diese sollen nun erst ab 1. Januar 2021 gelten.]
Der Verein a tip:tap schätzt die Versorgung mit Trinkwasser auch in Corona-Zeiten als weitgehend sicher ein. Es sei unwahrscheinlich, dass sich das Virus über das Trinkwasser verbreitet. Die Informationsstelle Bildungsauftrag Nord-Süd des World University Service verweist auf innovative Ansätze zur Bewältigung der Wasserkrise wie den Wasserrucksack PAUL. Der von Franz-Bernd Frechen (Universität Kassel) entwickelte, 20 Kilogramm schwere Rucksack PAUL (Portable Aqua Unit for Live Saving) könne bis zu 400 Menschen am Tag mit jeweils 3 Liter sauberem Trinkwasser versorgen. Die Filtertechnik entferne über 99 Prozent aller Viren, Bakterien und Schmutzstoffe, dabei würden weder Chemikalien noch externe Fachkräfte benötigt. PAUL wurde ursprünglich für kurzzeitige Einsätze in Katastrophengebieten entwickelt, allerdings komme der Rucksack wegen des Klimawandels inzwischen auch vermehrt zur Dauerversorgung zum Einsatz. [jg]