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Weltnaturschutzkongress gestartet
EU-News | 08.09.2021
#Biodiversität und Naturschutz

Weltnaturschutzkongress gestartet

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c. pixabay

Am 3. September fiel der Startschuss für den internationalen Naturschutzkongress der Weltnaturschutzunion IUCN - das weltweit größte Netzwerk staatlicher und zivilgesellschaftlicher Naturschutzinstitutionen und -organisationen - in Marseille. Er gilt als wichtiger Vorbereitungstermin für das mehrfach verschobene Treffen der Vertragsstaaten des UN-Biodiversitätsabkommens CBD im Oktober (bzw. Frühjahr 2022) und endet am 11. September. Zahlreiche Staats- und Regierungschef*innen sowie Prominente und führende Köpfe von Nichtregierungsorganisationen und aus der Wissenschaft nehmen teil.

Gleich zu Beginn veröffentlichte die IUCN die neueste Ausgabe ihrer Roten Liste: Von 138.374 aufgeführten Tier- und Pflanzenarten sind mittlerweile 38.543 vom Aussterben bedroht. Neben dem bekannten Komodowaran (stark gefährdet) wurden zahlreiche Echsen und Schildkröten in höhere Bedrohungskategorien aufgenommen. 37 Prozent aller Hai- und Rochenarten sind vom Aussterben bedroht. Gänzlich ausgestorben sind 902 Arten, hinzu kommen 80, die es in der Wildnis nicht mehr gibt.

Schwimmen für den Schutz der Weltmeere und ein Verbot der Grundschleppnetzfischerei

Dutzende Umweltaktive sind am vergangenen Samstag anlässlich des IUCN-Weltnaturschutzkongresses ins Mittelmeer getaucht. Sie forderten Klimaschutzmaßnahmen und ein Ende zerstörerischer Fischereipraktiken wie der Grundschleppnetzfischerei. Der "Dive into Climate Action" fand am Plage du Prado in Marseille statt, unter anderem nahmen die Big-Wave-Surf-Championesse Maya Gabeira und der EU-Kommissar für Umwelt, Ozeane und Fischerei Virginijus Sinkevičius teil. Organisiert hatten die Protestaktion Our Fish, Seas at Risk, Oceana und WeMove Europe. "Heute tauchen wir ehrfürchtig ins Meer, um das Wunder der Weltmeere zu feiern", sagte Rebecca Hubbard von Our Fish. "Die Macht der Ozeane im Kampf gegen den Klimawandel ist enorm - als größte Kohlenstoffsenke des Planeten müssen sie vor zerstörerischen Aktivitäten wie Grundschleppnetzfischerei und Überfischung geschützt werden."  
Fast 150.000 Menschen haben inzwischen eine Petition unterzeichnet, um die Grundschleppnetzfischerei zu stoppen, angefangen bei den Meeresschutzgebieten. Auch die Mitglieder des Europäischen Parlaments haben kürzlich ein Verbot empfohlen. Nun sei es an Kommissar Sinkevičius, die Initiative zu ergreifen, so die Organisationen.

Protest gegen voreilige Schlüsse bei Gene Drives und anderen gentechnischen Methoden im Naturschutz

Kurz vor der in den Kongress eingebetteten Mitgliederversammlung der IUCN (8.-10.09.) hat sich der Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring mit Save Our Seeds und Pro Natura Schweiz besorgt über eine IUCN-interne Debatte über synthetische Biologie in Naturschutzmaßnahmen geäußert. Die gentechnische Veränderung wildlebender Arten werde seit der Entdeckung von Gentechnikverfahren wie CRISPR/Cas als Möglichkeit diskutiert, um gefährdete Arten an den Klimawandel anzupassen oder invasive Arten zu bekämpfen. Der IUCN-Rat schlage in seiner Resolution 075 vor, Prinzipien und Grundsätze zu entwickeln, auf deren Basis dann beim Weltnaturschutzkongress 2024 eine Position zu dieser kontroversen Frage abgestimmt werden soll. Eine solche Positionierung wäre aus Sicht des DNR nicht nur richtungsweisend für die fast 1.000 Mitgliedsorganisationen der IUCN, sondern hätte auch eine erhebliche politische Wirkung auf die Debatte um die Regulierung und Risikobewertung neuer gentechnischer Verfahren wie Gene Drives, die unter dem Überbegriff „Synthetische Biologie“ im Rahmen der UN-Biodiversitätskonvention (CBD) geführt wird, mahnte der DNR. Eine vom IUCN vorgelegte Resolutionsvorlage sei aber nicht ausreichend, um „die Grundsatzfrage über die Befürwortung oder Ablehnung von Gentechnik für den Naturschutz klar und deutlich ins Zentrum der Resolution und den angestrebten Meinungsbildungsprozess zu stellen“ , sagte Mareike Imken von Save Our Seeds, die als Delegierte für den DNR in die Verhandlungen über den Resolutionstext in Marseille eingebunden ist.
DNR-Geschäftsführer Florian Schöne ergänzte: „Der DNR lehnt Gentechnik sowohl in der Landwirtschaft als auch im Naturschutz grundsätzlich ab und fordert ein weltweites Moratorium für die Nutzung der Gene Drive Technologie. Statt Zeit und Hoffnung mit riskanten und teuren Maßnahmen zur Symptombekämpfung zu verschwenden, muss sich die IUCN darauf konzentrieren, die Ursachen des dramatischen Artensterbens anzugehen.“

Mehr als 100 Organisationen von Artenschutz bis Welthungerhilfe fordern endlich Ergebnisse beim Erhalt der biologischen Vielfalt

„Stärkt den globalen Biodiversitätsschutz nach 2020!“ - Mehr als 100 Natur-, Umwelt-, Klima- sowie Entwicklungshilfeorganisationen haben sich während des Weltnaturschutzkongresses in Marseille mit einem dringenden Appell an die Regierungen der Welt gewandt. Sie sollen dem Abkommen über biologische Vielfalt im Oktober 2021 und Frühjahr 2022 einen globalen Rahmen verpassen, der bis 2030 erreicht, dass die Welt naturverträglich funktioniert. Dies auch, um künftige globale Pandemien zu vermeiden, den Klimawandel und die Bodendegradation zu bekämpfen und die Umweltsicherheit zu verbessern. Dies werde zusätzlich einen direkten Beitrag zur Wahrung der Menschenrechte leisten, einschließlich der Rechte von Kindern auf angemessene Nahrung, Gesundheit, sauberes Wasser und eine gesunde Umwelt, heißt es in der Erklärung der nicht staatlichen Organisationen.

Die „systematische Missachtung der Umwelt“ und der rapide Verlust der biologischen Vielfalt hätten die natürliche Welt an ihre Grenzen gebracht und gefährde die Lebensgrundlagen heutiger und künftiger Generationen. Es sei eine moralische Verantwortung der Regierungen, den Verlust der Natur rückgängig zu machen und strukturelle Ungleichheiten zu beseitigen. Unter anderem sollen sie sich dafür einsetzen, die Ursachen des Naturverlusts - einschließlich nicht nachhaltiger Landwirtschafts- und Landwirtschafts- und Nahrungsmittelsysteme, Forstwirtschaft, Fischerei, Infrastruktur und Rohstoffgewinnung - direkt anzugehen. Dabei soll ein gerechter und nachhaltiger Übergang sichergestellt werden und die negativen Auswirkungen all dessen, was die Gesellschaft produziert und konsumiert, bis 2030 halbiert sein. Die Staaten sollen umweltschädliche Subventionen bis 2030 abschaffen und eine angemessene Finanzierung von Naturschutzmaßnehmen bereitstellen, fordern unter anderem WWF, BirdLife, Our Fish, Wetlands International und die Welthungerhilfe. 30 Prozent der Landes- und Meeresflächen sollten geschützt werden. [jg]

IUCN: Pressemitteilung zum Beginn des Naturschutzkongresses

IUCN: Tuna species recovering despite growing pressures on marine life - IUCN Red List


Berichterstattung/Guardian/Euractiv: World’s biggest biodiversity summit since COVID opens in Marseille

Oceana: ‘Save the Ocean to Save the climate', Swimmers Tell Leaders in Marseille

Deutscher Naturschutzring: Naturschutz am Scheideweg: Die Wildnis gentechnisch verändern?

Pressemitteilung Wetlands: 100+ organizations voice concern at low ambition of biodiversity negotiations

Non-State Actors' Call for Governments to Strengthen the Post-2020 Global Biodiversity Framework

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NABU-Update zu globalen Biodiversitätsverhandlungen

Mit einem neuen Politik-Blog möchte der NABU die internationalen Verhandlungen rund um biologische Vielfalt, das UN-Abkommen zur Biodiversität und weitere globale Verhandlungsrunden begleiten. Weiterlesen

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Aktionswoche

Noch bis zum 20. September können Veranstaltungen für die vom 4. bis 11. Oktober stattfindende Aktionswoche „Achtung Artenvielfalt!“ gemeldet werden. Die BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) möchte in dieser Woche darauf hinweisen, dass die Artenvielfalt in Deutschland besser geschützt werden muss. www.achtung-artenvielfalt.de

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