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EU-Parlament stimmt für Ende der Käfighaltung
EU-News | 11.06.2021
#Tierschutz #Landwirtschaft und Gentechnik

EU-Parlament stimmt für Ende der Käfighaltung

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© Foto: Pixabay

Mit großer Mehrheit haben die Abgeordneten für ein Ende der Käfighaltung in der Landwirtschaft bis 2027 gestimmt. Damit unterstützten sie die Forderungen von 1,4 Millionen Menschen (Europäische Bürgerinitiative). Auf bisher 400 Nerzfarmen in 10 EU-Ländern gab es Ausbrüche von SARS-CoV-2: Tierschützer*innen fordern ein Verbot der Pelztierhaltung.

Abgeordnete unterstützen Forderung nach Ende der Käfighaltung

"Möglicherweise bereits bis 2027" soll die EU-Kommission Gesetzesvorschläge vorlegen, die die Käfighaltung in der Landwirtschaft schrittweise abschaffen. Mit dieser Entscheidung unterstützte das EU-Parlament am 10. Juni die von über 1,4 Millionen Personen getragene Europäische Bürgerinitiative "End the Cage Age/Schluss mit der Käfighaltung" und vielleicht ein Ende des elenden Lebens auf engstem Raum für Millionen von Nutztiere.

Mit großer Mehrheit – 558 Ja-Stimmen gegen 37 Nein-Stimmen bei 85 Enthaltungen – haben die EU-Parlamentarier*innen eine entsprechende Entschließung angenommen. Ende Mai hatte sich schon der Agrarausschuss im EU-Parlament (AGRI) für ein Verbot der Käfighaltung in der Landwirtschaft ausgesprochen (EU-News 27.05.2021). Das wichtigste in Kürze:

  • Alternativen zur Käfighaltung existieren und sollten gefördert werden; 
  • ein Verbot soll auf Folgenabschätzung und artgerechtem Ansatz beruhen; 
  • Übergangsfrist und angemessene Unterstützung für Landwirte und Viehzüchter; 
  • Vollständige Übereinstimmung von importierten Tierprodukten mit den EU-Vorschriften zur käfigfreien Haltung.

Die Abgeordneten forderten außerdem eine "umfassendere Lebensmittelpolitik", und zwar, um den Wandel hin zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem zu unterstützen, aber auch, "um zu verhindern, dass kleine und mittlere Betriebe die Tierproduktion aufgeben und deren weitere Konzentration in den Händen einiger weniger Großbetriebe zu stoppen". Darüber hinaus sei eine faire Handelspolitik notwendig, damit gleiche Wettbewerbsbedingungen sichergestellt werden. Die Kommission und die Mitgliedstaaten sollten sich aus Sicht des EU-Parlaments "stärker darauf konzentrieren, wirksame Kontrollen und Zollprüfungen einzurichten, um sicherzustellen, dass importierte Agrar- und Lebensmittelprodukte den EU-Tierschutzstandards entsprechen". Letzteres umfasse in Zukunft dann auch die käfigfreie Haltung außerhalb der EU – zudem soll die EU-Kommission den Tierschutz auch international fördern. Nicht zuletzt forderten die Abgeordneten einen Kommissionsvorschlag zum "Verbot von Zwangsfütterung zur Herstellung von Stopfleber".

Reaktionen

Die Tierschutzorganisation Eurogroup for Animals begrüßte das Ergebnis der Abstimmung: "Das Europäische Parlament hat heute eine breite Unterstützung für das Ende der barbarischen Käfigsysteme in der Tierhaltung gezeigt." Die Bürgerinnen und Bürger der EU, die Wissenschaft, Unternehmen und nun auch die demokratischen Vertreter*innen wollten "das dunkle Zeitalter der Tierhaltung beenden".  Nun liege es an der Europäischen Kommission, diesen Stimmen Gehör zu verschaffen. "Nicht nur um das Leid von Milliarden von Tieren zu lindern, sondern auch um der Demokratie und Zivilisation der EU Ehre zu machen. Wir zählen auf eine positive Entscheidung", so die Tierschutzorganisation. Die Abgeordneten wollen laut Eurogroup for Animals auch, dass die Überprüfung der EU-Tierschutzgesetzgebung beschleunigt wird. Sie hätten die EU-Kommission aufgefordert, dass diese bis 2022 statt wie derzeit geplant bis 2023 abgeschlossen sein soll. Dies könnte dazu führen, dass das Verbot von Käfigen in der Tierhaltung innerhalb des Mandats der aktuellen Kommission, die 2024 aus dem Amt scheidet, eingeführt wird, hofft die Organisation. 

Mahi Klosterhalfen, Präsident der Albert Schweitzer Stiftung, freute sich ebenfalls: "Die Europäische Bürgerinitiative 'End the Cage Age' ist mit ihren 1,4 Millionen Unterstützerinnen und Unterstützern ein großartiges Beispiel gelebter Demokratie sowie gewachsener Empathie und Solidarität für Tiere. Die deutliche Fürsprache durch das EU-Parlament ist ein wichtiges Signal. Nicht nur an die Kommission, die es nun in der Hand hat, das Ende des Käfigzeitalters einzuläuten. Es sollte auch unserer Bundesregierung zu denken geben, die sich selbst 2020 noch nicht dazu durchringen konnte, Kastenstände für Sauen abzuschaffen."

Auf 400 Nerzfarmen in zehn EU-Mitgliedstaaten gab es Ausbrüche von SARS-CoV-2

"Weil Pelztierfarmen neben der mit nichts zu rechtfertigenden Qual für die Tiere auch ein hohes Pandemierisiko bergen", forderte der Deutsche Tierschutzbund ein globales Ende der Pelztierhaltung. Bis jetzt seien allein in europäischen Ländern auf mehr als 400 Nerzfarmen in zehn EU-Staaten Ausbrüche von SARS-CoV-2 bekannt geworden, bei denen Millionen von Tieren betroffen waren. Sobald ein einzelnes Tier infiziert sei, trügen die Haltungsbedingungen dazu bei, dass sich das Virus rasend schnell verbreitet. Dabei könne es nicht nur zwischen den auf der Farm gehaltenen Nerzen übertragen werden und mutieren, sondern sei auch in mehreren nachgewiesenen Fällen sowohl auf Menschen als auch wildlebende Tiere übergegangen. [jg]

Pressemitteilung EU-Parlament: MEPs endorse EU citizens’ call for gradual end to caged farming

Reaktion Eurogroup for Animals: European Parliament urges to ban the caging of farmed animals!

Reaktion Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt

Deutscher Tierschutzbund: Pelztierfarmen: Tierqual und Risiken für Pandemien

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