Umweltverbände fordern von Bund und Land mehr Einsatz zum Schutz der Oder
Berlin/Potsdam - Zwei Monate nach der Entscheidung der polnischen Behörden zugunsten des Ausbaus der Grenzoder üben die Umweltverbände Kritik an der unentschlossenen Haltung der Landes- und Bundesregierung. Der Oderausbau soll gewährleisten, dass künftig die Hochwasserabflussverhältnisse optimiert und stabile Fahrwasserverhältnisse insbesondere für den Einsatz der deutsch-polnischen Eisbrecherflotte sichergestellt werden. Die Umweltverbände beidseits der Oder sehen in der Umsetzung dieses Abkommens eine Gefahr für Hochwasserschutz und Umwelt.
Hier muss die für den Hochwasserschutz zuständige Landesregierung Stellung beziehen und die Brandenburger Bevölkerung aufklären. Die für die Außenvertretung Deutschlands zuständige Bundesregierung muss die Belange des Hochwasser- und Naturschutzes ebenso berücksichtigen und notfalls auf juristischem Wege vertreten.
Als Folge des geplanten Ausbaus gemäß der Stromregelungskonzeption wird ausgerechnet an der Gefahrenstelle am Deich bei Hohenwutzen der Wasserstand bei Hochwasser um über 10 cm erhöht. Dieser Deich ist aber von entscheidender Bedeutung für den Hochwasserschutz des Oderbruchs. „Naturschutz und Hochwasserschutz müssen Hand in Hand gehen. Dies ist an der Oder nicht der Fall“, erklärt der Vorsitzende des BUND Brandenburg, Carsten Preuß. „Der BUND Brandenburg hat gegen den positiven Umweltbescheid des Umweltdirektors in Stettin Widerspruch eingelegt, auch um vor einem polnischen Verwaltungsgericht klageberechtigt zu sein. Wir fordern auch von Dietmar Woidke, sich als Ministerpräsident und Koordinator für die deutsch-polnische Zusammenarbeit schützend vor die Oder zu stellen.“ In der Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landtags Brandenburg am kommenden Dienstag (03.06.2020) wird die Landesregierung sowohl über den Ausbau der Oder als auch den Fortschritt im Nationalpark Unteres Odertal berichten. Die Umwelt- und Naturschutzverbände BUND, DNR, DUH, NABU, WWF, die Heinz-Sielmann-Stiftung und der Nationalparkverein Unteres Odertal legten bereits 2018 ein Gutachten des Ingenieurbüros Gerstgraser vor, wonach eine positive Wirkung im Sinne des Hochwasserschutzes mit der Aktualisierung der Stromregelungskonzeption für die Grenzoder und der Nutzung des polnischen Zwischenoderlandes als gesteuerter Flutpolder zweifelhaft ist. Danach sind sogar Verschlechterungen für den Hochwasserschutz zu befürchten.