Verbände legen Kernforderungen für ein Aktionsprogramm Oder vor
Schöne: „Oder-Katastrophe als Chance für eine ökologische Revitalisierung nutzen“
Berlin – Vor dem Hintergrund der Oder-Umweltkatastrophe, die zu einem dramatischen Sterben von Fischen, Muscheln und anderen Tieren im Fluss geführt hat, haben die im „Aktionsbündnis lebendige Oder“ zusammengeschlossenen Umwelt- und Naturschutzorganisationen Eckpunkte zur Wiederbelebung und ökologischen Verbesserung der Oder vorgestellt. Darin fordern die Bündnisorganisationen von den Fluss-Anrainern Tschechien, Polen und Deutschland insbesondere einen sofortigen Ausbaustopp der Oder, eine konsequente Verbesserung der Gewässerüberwachung sowie die Schaffung langfristiger Finanzierungsgrundlagen für die nachhaltige Entwicklung einer intakten und resilienten Flusslandschaft. Die Krise muss als Chance genutzt werden, um die Oder in Zukunft widerstandsfähiger gegen menschengemachte Umwelteinflüsse zu machen.
Vergleichbare Umweltkatastrophen wie der Sandoz-Chemieunfall am Rhein haben gezeigt, dass sich Fließgewässer relativ schnell erholen können, wenn entschieden gehandelt wird. „Wir brauchen jetzt den politischen Aufklärungswillen und die Offenheit der Behörden, alle relevanten Einflussfaktoren und Maßnahmen auf den Prüfstand zu stellen, um die Oder wiederherzustellen und endlich in einen guten ökologischen Zustand zu bringen. Dies betrifft insbesondere die laufenden Ausbauarbeiten an der Oder, die den Wasserabfluss beschleunigen und damit die ökologischen Prozesse sowie die Widerstandsfähigkeit des Flusses angesichts zunehmender Niedrigwasserperioden massiv gefährden“, sagte DNR-Geschäftsführer Florian Schöne stellvertretend für die zehn am Aktionsbündnis beteiligten Organisationen.
Mit Blick auf den Deutsch-Polnischen Umweltrat am 29. August fordern die beteiligten Organisationen daher die Erarbeitung eines umfassenden „Aktionsprogramms Oder“ und sehen bei den Anrainerstaaten Tschechien, Polen und Deutschland die Verpflichtung, mit Hilfe eines ökologischen Gesamtkonzepts für die Oder die Flusslandschaft in den nächsten fünf Jahren deutlich und nachhaltig zu verbessern.
„Die Oder-Umweltkatastrophe zeigt einmal mehr, wie wichtig intakte Fluss-Ökosysteme sind. Entscheidend ist jetzt, dass wir aus der Krise lernen und den ökologischen Prozessen von Fließgewässern – insbesondere vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Klimaerhitzung - künftig absolute Priorität einräumen. Ein begradigter, stromregulierter oder gestauter Fluss hat keine ausreichende Widerstandsfähigkeit und ist Umwelteinflüssen wie Dürre und Hitzestress oder Nährstoff- und Schadstoffeinträgen nahezu schutzlos ausgeliefert“, erklärte Schöne.
Hintergrund:
Die Oder ist einer der letzten frei fließenden und naturnahen Flüsse in Europa und als einziger großer, mitteleuropäischer Fluss bis zur Mündung auf 500 km ohne Staustufe verbaut. Umsäumt von Weichholzauenwäldern ist der Strom bislang wichtiger Lebensraum für bedrohte und geschützte Arten. Deutsch-polnische Pläne zur Stromregelungskonzeption und Vertiefung der Fahrrinne setzen Oder und ihr Ökosystem jedoch verstärkt unter Druck. Daher setzen sich seit 2016 gemeinsam mit ihren polnischen Partnern zehn deutsche Umwelt- und Naturschutzorganisationen im „Aktionsbündnis lebendige Oder“ für einen ökologischen Hochwasserschutz an der Oder ein. Ziel ist es, sowohl den grenzüberschreitenden Schutz vor Hochwasser durch die geplanten Vorhaben zu verbessern, als auch sie in Einklang mit der EU-Umweltgesetzgebung zu bringen.
Die Anforderungen des Aktionsbündnis an ein Aktionsprogramm Oder finden Sie hier.
Die englische Übersetzung des Eckpunktepapiers finden Sie hier.