50 Jahre Stockholm - Lösungen für Umweltkrisen dringend gesucht
Wie gelingt es, einen gesunden Planeten mit Wohlstand für alle zu schaffen? Vor 50 Jahren, Anfang Juni 1972, fand im schwedischen Stockholm eine wegweisende Konferenz statt, die im Rückblick als eine Art Mutter der Umweltkonferenzen und des Umweltvölkerrechts mit vielen internationalen Abkommen gesehen wird. Anlässlich des runden Jubiläums lud das ebenfalls 1972 gegründete Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP am 2. und 3. Juni zu einer internationalen UN-Umweltkonferenz Stockholm+50 ein. Das Treffen endete mit der Forderung nach einem „echten Engagement für die dringende Lösung globaler Umweltprobleme und einem gerechten Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft, die allen Menschen zugutekommt“.
Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius nahm für die EU-Kommission teil und twitterte : „Es ist die Konfrontation mit der dreifachen planetarischen Krise, die uns hierherführt, und die Tatsache, dass wir sie bisher nicht aufgehalten haben.“ Er forderte von den führenden Köpfen, die Anstrengungen für „alle, die wir diesen Planeten teilen, die wir von einer besseren Zukunft träumen und sie fordern“, zu vereinen.
Der Generaldirektor der Weltnaturschutzunion IUCN Bruno Oberle kritisierte, dass die Regierungen weltweit rund 1,5 Billionen pro Jahr für Subventionen für fossile Brennstoffe und Landwirtschaftsformen ausgäben, die der Natur schadeten. Stattdessen sollte das Geld für bessere Technologien, den Aufbau einer nachhaltigen Landwirtschaft und naturbasierte Lösungen verwendet werden. „Wir haben die Mittel, um eine nachhaltige Wirtschaft zu schaffen. Wir brauchen nur den politischen Willen, den Wandel zu vollziehen“, so Oberle.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke reiste mit einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) im Gepäck. Demnach sei die Umsetzung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) wesentliche Voraussetzung für die Erreichung der Klima- und Biodiversitätsziele, so wie umgekehrt die Umsetzung der Klima- und Biodiversitätsziele Voraussetzung für die Wende zu nachhaltiger Entwicklung sei. Die Umweltministerin betonte, dass nachhaltige Kreislaufwirtschaft eine zentrale Rolle spiele und es im Vorfeld der Konferenz im Kreis der G7 gelungen sei, sich mit der „Berlin Roadmap“ auf einen Drei-Jahres-Plan mit ambitionierten Maßnahmen für mehr Ressourceneffizienz zu verständigen. Ausgehend von der Stockholm+50-Konferenz könne es auch auf globaler Ebene bald einen Fahrplan für die Kreislaufwirtschaft geben. Generell sollen die Ergebnisse in die nächsten UN-Konferenzen einfließen.
BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock mahnte, dass die Fortschritte der letzten 50 Jahre nicht darüber hinwegtäuschen dürften, dass es „noch ein langer Weg ist bis zur globalen Gerechtigkeit”. Für die notwendige sozialgerechte, ökologische Transformation brauche es aus Sicht des BUND neben einem klaren Ende fossiler Brennstoffe ein Wirtschaftsmodell, das vom Wachstum unabhängig ist. Auf die gegenwärtigen Herausforderungen im Energiebereich beispielsweise mit rückwärtsgewandten Lösungen wie Atomkraft und neuer Gasinfrastruktur zu reagieren, hält der BUND für grundsätzlich falsch. Anfang 2022 hätten europäische Wissenschaftler*innen zudem in einer Studie festgestellt, dass die planetaren Grenzen für Chemikalien und Plastik in der Umwelt bereits überschritten seien. Deshalb brauche die Welt auch eine Chemiewende und einen nachhaltigen Umbau der Chemie- und Plastikindustrie. Das Öko-Institut hat das Jubiläum mit einem Blog-Eintrag gewürdigt . [Siehe auch Februar-Artikel im DNR-Newsletter] [jg]
Offizielle UN-Konferenzseite: https://www.stockholm50.global/ und Ergebnisse und Publikationen
IUCN: IUCN Director General's Statement on Stockholm+50 and World Environment Day
BMUB-Pressemitteilung Lemke: "Brauchen neues Momentum für globale Umweltpolitik" und Lemke: "Wir müssen die drei planetaren Krisen gemeinsam lösen"