Die GAP, der Bodenschutz und die Biodiversität
Der größte Ausgabenposten und gleichzeitig größte Zankapfel der EU, die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), wird derzeit neu ausgerichtet. Parallel - Kritiker*innen sagen: zu spät - werden die bis 2020 geltenden GAP-Maßnahmen evaluiert. Die EU-Kommission hat nun eine Bewertung über den Einfluss der GAP auf nachhaltige Bodenbewirtschaftung veröffentlicht. Fazit: Die Verbesserung der Bodenqualität hatte bisher nicht die Priorität, die das Umweltmedium Boden bräuchte.
"In den Entscheidungen der Mitgliedstaaten und Verwaltungsbehörden wurde der Bodenqualität weniger Bedeutung beigemessen als anderen Umweltbelangen wie Biodiversität und Wasser, die von verbindlichen EU-Zielen und speziellen Institutionen oder Dienstleistungen profitieren", heißt es in der Studie. Und bisher gab es für die Landwirtschaftsbetriebe zu wenig Anreize, Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenqualität zu ergreifen, teilweise gebe es auch zu wenig Wissen über geeignete Methoden. Neben Literaturauswertungen und Analysen von EU-Datenbanken flossen auch zehn Fallstudien in Belgien-Wallonien, Bulgarien, Tschechien, Dänemark, Irland, Griechenland, Spanien (Aragonien), Italien (Toskana), Schweden sowie in Deutschland (Bayern) in die Bewertung ein.
Um den Beitrag der GAP zur nachhaltigen Bewirtschaftung des Bodens zu erhöhen, sollten laut Studie folgende Vorschläge in Betracht gezogen werden:
- Um die großflächige Umsetzung von den wichtigsten (first line) Bodenschutzaktivitäten zu gewährleisten, die für die Vermeidung von Bodendegradation notwendig und in jedem Kontext vorteilhaft sind: Deckfrüchte, Einrichtung von Landschaftselementen, Pflege und Schaffung von dauerhaft bewachsenen Flächen. Die für die Cross-Compliance festgelegten Anforderungen sollten ihre Umsetzung in gefährdeten Gebieten über die Standards zur Erhaltung landwirtschaftlicher Flächen in "gutem landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand" (kurz GLÖZ) sicherstellen, und spezifische Maßnahmen sollten auf EU-Ebene konzipiert werden, um Anreize für ihre großflächige Einführung auf EU-Ebene zu schaffen.
- Bessere Unterstützung bei der Umsetzung von "Second-Line"-Aktivitäten, die für den Bodenschutz entscheidend sind: Reduzierung der Bodenbearbeitung, diversifizierte Fruchtfolgen und Agroforstwirtschaft, Anleitung und Beispiele guter Praktiken, die auf EU-Ebene zur Verfügung gestellt werden.
- Aufbau und Weitergabe von maßgeschneidertem agronomischem Fachwissen, qualitativ hochwertige Beratung zum nachhaltigen Bodenmanagement. Technische Unterstützung für langfristige und ergebnisorientierte Ansätze bei der Umsetzung von sowohl gesetzlichen als auch freiwilligen Regelungen, insbesondere im Hinblick auf die organische Bodensubstanz, für die die Ergebnisse nur langfristig nachgewiesen werden können.
Um schädliche Praktiken und anhaltende Trends mit signifikant negativen Auswirkungen wie die Verwendung von Plastik auf Feldern, den Einsatz von immer schwereren Maschinen oder die Vergrößerung der Felder, einzudämmen, sollten neue GAP-Instrumente oder Maßnahmen entwickelt werden. Im Zusammenhang mit dem Klimawandel sollten die zunehmenden Auswirkungen von Naturereignissen schnell antizipiert, verhindert und abgemildert und entsprechende resiliente landwirtschaftliche Praktiken für den Schutz der Böden angewandt werden. Auch Behörden sollten darauf vorbereitet sein, entsprechend zu reagieren.
Die Studie wurde von Aliance Environnement ausgeführt, an der wiederum der französische Think Tank Oréade-Brèche und das britische Institute of European Environmental Policy (IEEP) beteiligt sind. [jg]
Überblicksseite der EU-Kommission
Report: Evaluation support study on the impact of the CAP on sustainable management of the soil und Zusammenfassung (englisch, 14 p., PDF)
Ist-Zustand der Böden Europas
Wie steht es um nachhaltige Bodenbewirtschaftung und Bodenqualität?
- Nährstoffungleichgewicht: Von 2000 bis 2015 wurde der potenzielle Stickstoffüberschuss reduziert. Es gibt einen Überschuss an Phosphor in der Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten.
- Versalzung und Sodifizierung setzen den Böden zu.
- Bodenverdichtung: Schätzungsweise 32-36 Prozent der europäischen Unterböden haben eine hohe oder sehr hohe Anfälligkeit für Verdichtung.
- Organischer Bodengehalt/Humus: 45 Prozent der Mineralböden in Europa haben einen niedrigen oder sehr niedrigen organischen Kohlenstoffgehalt.
- Bodenerosion: Schätzungsweise 12,7 Prozent der Landfläche Europas sind von mäßiger bis starker Erosion betroffen.
- Verlust bodenbiologischer Vielfalt: Nur noch fünf Länder deklarieren mehr als 40 Prozent ihrer Fläche mit nur geringem oder gering-moderatem Risiko für die biologische Vielfalt im Boden.
- Bodenverschmutzung: Schätzungsweise 6,24 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in der EU27 benötigen lokale Maßnahmen und gegebenenfalls Sanierungsaktionen.
Laufende Konsultationen der EU-Kommission
Bis 5. April können Kommentare eingereicht werden zum Schutz der biologischen Vielfalt: Ziele für die Wiederherstellung der Natur im Rahmen der EU-Biodiversitätsstrategie: Konsultation
Bis zum 27. April läuft die öffentliche Konsultation zu gesunden Böden beziehungsweise der EU-Bodenstrategie. Gesunde Böden – eine neue Bodenstrategie der EU