Die Natur schützen, heißt Menschen schützen
Der DNR hat auf seiner Mitgliederversammlung am 11. Oktober einen Leitantrag des Präsidiums verabschiedet. Darin bekennt sich der Umweltdachverband dazu, in Zeiten der Transformationsmüdigkeit weiterhin für eine zukunftsfähige Umwelt und einen starken gesellschaftlichen Zusammenhalt einzutreten. „Naturschutz ist Menschenschutz – deswegen werden wir künftig die Bürger*innen ins Zentrum unseres Wirkens stellen“, betonte DNR-Präsident Niebert.
Das Grußwort sprach Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Er stellte eine Novelle des Bundeswaldgesetzes noch in dieser Legislatur sowie eine grundlegende Reform der EU-Agrarpolitik nach dem Prinzip „öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“ in Aussicht.
In das Präsidium des Dachverbands wurden drei neue Beisitzer*innen gewählt, als neue Mitglieder der Verein Bergwaldprojekt sowie die Stiftung Animal Advocacy and Protection (AAP) aufgenommen. Damit vertritt der DNR nunmehr 99 Mitgliedsorganisationen, die über 11 Millionen Menschen erreichen.
Wie kann der grüne Umbau gelingen?
Diese Frage diskutierten am Vorabend der DNR-Mitgliederversammlung beim politischen Dialog Umwelt.Macht.Politik Expert*innen aus Wissenschaft, Politik und Umweltbewegung. Auf dem Podium saßen Brigitte Knopf, Gründerin und Direktorin des Thinktanks „Zukunft KlimaSozial“, Reiner Hoffmann, Vorsitzender des Rats für nachhaltige Entwicklung (RNE), Yvonne Zwick, Vorsitzende des Unternehmensnetzwerks für nachhaltiges Wirtschaften (B.A.U.M), Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und DNR-Präsident Kai Niebert.
Weltweit ist die Transformation im Gange und der Ausbau der erneuerbaren Energien hierzulande geht rasant voran. Laut Statistischen Bundesamt kamen im ersten Halbjahr 2024 61,5 Prozent des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Quellen. Die Podiumsgäste waren sich einig, dass solche Erfolgsmeldungen des grünen Umbaus deutlicher herausgestellt werden müssen, ohne die Herausforderungen zu ignorieren. Es gehe darum, die Menschen davon zu überzeugen, dass mehr Klimaschutz eine bessere Lebensqualität vor Ort für sie bedeutet, sagte Brigitte Knopf.
Mit Erfolgsgeschichten überzeugen
Für die Akzeptanz der Schritte zur Veränderung ist es zentral, eine andere Kommunikation zu pflegen. Denn 50 Prozent des Erfolgs klimapolitischer Maßnahmen seien in der Kommunikation begründet, stellte Stefan Wenzel fest. „Wir müssen lauter werden, aber anders“, brachte Kai Niebert es für die Umweltbewegung auf den Punkt. Es gilt, eine Sprache zu finden, die die Menschen erreicht und die sie verstehen. Niebert nahm aber auch die Politik in die Pflicht. Sie müsse die Rahmenbedingungen für den sozial-ökologischen Umbau schaffen, anstatt ihn individuellen Verhaltensänderungen zu überlassen.
Der zweite Hebel, die Leute mitzunehmen, ist klarzustellen, wer die Zeche bezahlt. Darauf verwies Reiner Hoffmann. Eine sozial gerechte Umverteilung ist notwendig. Denn die ökologische Frage lässt sich nicht klären, ohne die Verteilungsfrage zu klären.
Ökonomische Argumente sind häufig überzeugender als ökologische. So befürwortet die Wirtschaft zum Großteil den grünen Umbau, berichtete Yvonne Zwick. Es fehle aber an Planungssicherheit seitens der Politik. Sie blickt mit den anderen Podiumsgästen zuversichtlich in die Zukunft und hofft: „In fünf Jahren haben wir es geschafft.“ (mb)