Ein bisschen Monitoring von Europas Wäldern
Die EU-Kommission hat am 22. November einen Vorschlag für ein Gesetz über Forstüberwachung und Datenerhebung veröffentlicht – ein Baustein der EU-Waldstrategie 2030. Umweltverbände beklagen Freiwilligkeit von Maßnahmen und die fehlende Rolle für Zivilgesellschaft oder Wissenschaft.
Dürren, Waldbrände, Schädlingsbefall und Klimawandel – den Wäldern geht es schlecht. Wie genau der Zustand ist und wie Schäden vorgebeugt werden kann, darum geht es beim Waldmonitoring. Was technisch klingt, könnte zumindest dabei helfen, die vielen Probleme in und mit Europas Wäldern zu lösen. Bisher haben die Mitgliedstaaten jedoch unterschiedliche Überwachungsmethoden und konnten sich nicht einmal auf eine gemeinsame Definition des Begriffs „Wald“ einigen. Angesichts dieser bruchstückhaften und inkohärenten Mechanismen zur Berichterstattung über die Wälder sind aus Sicht der EU-Kommission gemeinsame Daten dringend erforderlich. Dazu soll das neue Forstüberwachungsgesetz der EU-Kommission dienen, das Folgendes liefert:
- ein System zur Kartierung und Lokalisierung von Waldeinheiten;
- einen Rahmen für die Erhebung forstwirtschaftlicher Daten mit
- standardisierten Daten, bei denen die Kommission die führende Rolle übernimmt und einen kosteneffizienten Dienst hauptsächlich aus der Erdbeobachtung (Copernicus) bereitstellt
- harmonisierten Daten, weitgehend aus nationalen Waldinventaren, die europaweit vergleichbar sind;
- einen Rahmen für die gemeinsame Nutzung forstwirtschaftlicher Daten: Sowohl die Kommission als auch die Mitgliedstaaten sollen diese Daten unter anderem im Waldinformationssystem für Europa (FISE) veröffentlichen.
Das Gesetz sieht auch vor, dass die Mitgliedstaaten auf der Grundlage ihrer Ergebnisse strategische Pläne zur Verbesserung des Zustands der Wälder erstellen. Die Kommission schlägt jedoch vor, dass solche Pläne freiwillig sind.
Verbleibende Urwälder sofort schützen, Mitgliedstaaten verpflichten
Die Waldschutzorganisation FERN glaubt, dass ein gut ausgearbeitetes Waldmonitoring-Gesetz für die Wälder in der EU entscheidend sein könnte. Es würde mehr Transparenz ermöglichen, da zeitnahe, genaue und vergleichbare Daten gesammelt werden. Es müssten jedoch genau definierte Indikatoren verfolgt werden, die den Gesundheitszustand der Wälder widerspiegeln, wie zum Beispiel Totholz, Artenreichtum der Waldbäume, Entlaubung, Baumwachstum, Altersstruktur und andere. Das vorgeschlagene EU-Gesetz zum Waldmonitoring werde aber nur dann vor Ort zu Veränderungen führen, wenn die Mitgliedstaaten verpflichtet werden, die gesammelten Daten auch zu nutzen. Konkret müssten sie Maßnahmen zur Verbesserung der Waldbewirtschaftung ergreifen, um die Wälder zu schützen und wiederherzustellen. Alles andere gefährde die Ziele des europäischen Grünen Deals, so FERN.
Die EU habe sich verpflichtet, ihre letzten verbliebenen alten Wälder zu kartieren und zu schützen. Insofern müssten alle Urwälder, Primärwälder und natürlich verjüngte Wälder zeitnah identifiziert und kartiert werden. „Alte Wälder können nicht später wieder aufgeforstet werden, sondern nur jetzt gerettet werden“, sagte Lina Burnelius von Protect the Forest in Schweden.
Ein weiterer Kritikpunkt von FERN: Der Gesetzesentwurf sieht keine Rolle für die Zivilgesellschaft oder die Wissenschaft vor, um eine unabhängige und fachkundige Kontrolle des Monitorings zu gewährleisten. Vor Ort könne dies sehr wichtig sein. Obwohl viele Länder, wie zum Beispiel Finnland und Schweden, über umfassende Überwachungssysteme verfügten, habe dies die anhaltende Bedrohung von Wäldern mit großer Artenvielfalt nicht verhindert. Oft müssten Umweltgruppen die Informationen, die auf eine fortgesetzte Schädigung hinweisen, neu erstellen oder sogar von Grund auf neu generieren, beklagte die Waldschutzorganisation. Es fehle an soliden Mechanismen für die Beteiligung der Zivilgesellschaft an der Ausarbeitung von Schutzplänen. [jg]
EU-Kommission:
Monitoring to improve resilience of European forests und
Fragen und Antworten zum Forstüberwachungsgesetz