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Hitze, Ausbau und Wasserkraft gefährden Gewässer
EU-News | 25.01.2021
#Wasser und Meere #Mobilität #Biodiversität und Naturschutz

Hitze, Ausbau und Wasserkraft gefährden Gewässer

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c. pixabay

Längere Hitzewellen dürften den Seen weltweit künftig stark zusetzen. Österreich protestiert bei der EU gegen den Ausbau des Donau-Oder-Elbe-Kanals. Der Deutsche Bundestag "beschließt schwere Eingriffe in Fließgewässer", kritisiert der Deutsche Angelfischer-Verband. Und die Grünen haben eine kleine Anfrage an den Bundestag gestellt, wie es mit der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Deutschland aussieht.

Klimawandel könnte dauerhaften Temperaturanstieg in Seen bewirken

Eine Forschungsgruppe von Klima- und Fließgewässerexpert*innen hat berechnet, dass Hitzewellen wegen des Klimawandels in Zukunft mehrere Wochen oder gar Monate anhalten dürften, berichtet Spektrum.de. Je nach Anstieg der Treibhausgasemissionen könnten Seen am Ende des Jahrhunderts deshalb im Durchschnitt schlimmstenfalls über fünf Grad wärmer sein als zwischen 1970 und 1999. Die Gruppe habe weltweit über 700 Seen mit zwei bis 60 Metern Tiefe untersucht. Die tieferen könnten Temperaturschwankungen leichter abfedern, allerdings kühlten sie auch langsamer wieder ab, wenn sie einmal aufgewärmt seien. Die ökologischen Folgen könnten verheerend sein, mindestens aber dürfte sich die Artenzusammensetzung ändern, Fische könnten aufgrund von Sauerstoffmangel ersticken. Auch andere Umweltprobleme setzen den Seen zu: übermäßiger Nährstoffeintrag, eine zu hohe Entnahme von Wasser, der Eintrag von Chemikalien oder Mikroplastik.

Gewessler: "Es geht um mehr als den Erhalt und Schutz einer intakten artenreichen Natur, es geht um unsere Zukunft."

Vor der geplanten Revision des transeuropäischen Verkehrsnetzes TEN-V hat sich die österreichische Umweltministerin Leonore Gewessler in einem Brief an die EU-Kommission gegen den Ausbau des Donau-Oder-Elbe-Kanals ausgesprochen. Und zwar nicht nur auf österreichischem Hoheitsgebiet. Der Ausbau außerhalb Österreichs hätte "unweigerlich weitreichende Umweltauswirkungen auf österreichische Gewässer sowie die Ökologie. Österreich wäre daher nicht nur an einem allfälligen Genehmigungsverfahren zu beteiligen, es wäre zudem kaum vorstellbar, dass angesichts der zu erwartenden gravierenden negativen Auswirkungen auf Flora, Fauna sowie Ökologie in Österreich positive Entscheidungen zu erwarten wären."

Der WWF Österreich begrüßt die klare Absage an das Megaprojekt, für das auf EU-Ebene vor allem die Visegrad-Staaten lobbyieren, und fordert die Einstellung aller Planungen. Österreich müsse sich "auf allen Ebenen strikt gegen dieses Wahnsinnsprojekt aussprechen – bei jeder Gelegenheit, vor allem, wenn es um etwaige europäische Finanzmittel geht". In Tschechien sei aktuell eine Machbarkeitsstudie in Arbeit. Zudem soll das milliardenschwere Projekt in den Transeuropäischen Verkehrsnetzen (TEN-V) verankert werden, um leichter an Finanzmittel zu kommen. Das Vorhaben sei aber mit dem Naturschutzrecht und mit der Wasserrahmenrichtlinie nicht vereinbar, so der WWF.

Auch der DNR hat sich schon mehrfach gegen Ausbaupläne an der deutsch-polnischen Grenzoder ausgesprochen (16.12.2020, 04.09.2020, 28.08.2020, 16.03.2020). Die Flüsse Elbe, Oder und Donau miteinander zu verbinden sei "naturschutzpolitischer Irrsinn", kritisierten BUND, DNR, DUH, NABU und WWF (zum Gewässerschutz siehe auch EU-News 17.12.2020). In seinem Feedback zum EU-Aktionsprogramm für Binnenschifffahrt hat sich das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) auch noch einmal ausführlich zu den bestehenden "schweren Zielkonflikten" auf rechtlicher und politischer Ebene zwischen dem verkehrspolitischen TEN-V-Programm auf der einen Seite und der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), Natura 2000 und der aktuellen EU-Biodiversitätsstrategie auf der anderen Seite geäußert (siehe Randspalte).

Mit Hilfe des deutschen Wasserhaushaltsgesetzes schneller Gewässer zerstören?

Gegen die jetzige Form des Wasserhaushaltsgesetzes - inzwischen als Drucksache 25/21 beim Bundesrat angekommen - hat sich am Dienstag der Deutsche Angelfischer-Verband (DAFV) ausgesprochen. Trotz einer kritischen Stellungnahme zum Referentenentwurf des Wasserhaushaltsgesetz (WHG) durch den DAFV habe der Bundestag beschlossen, dass in Zukunft über die Genehmigung jeder noch so kleinen Wasserkraftanlage binnen eines Jahres entschieden wird. Der DAFV befürchtet, dass mit einer Beschleunigung des Genehmigungsverfahrens in Zukunft eine Reihe neuer Bauvorhaben beziehungsweise Modernisierungen für kleine Wasserkraftanlagen in Deutschland vorangetrieben werden sollen. Wörtlich heißt es in der Begründung: „Sie zielt unter anderem darauf ab, Zulassungsverfahren effizient und für den Antragsteller weniger kompliziert zu gestalten und dadurch Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu fördern.“

"Unter dem Deckmantel des Klimaschutzes und der Richtlinie (EU) 2018/2001 zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen, versuchen Lobbyisten ohne verbindliche Rücksichtnahme auf Umweltbelange und deren Gesetzgebung, alle Energieerzeugungsformen für erneuerbare Energie über einen Kamm zu scheren."
Deutscher Angelfischer-Verband in seiner Pressemitteilung vom 19.01.2021

Aus Sicht des DAFV ist es offensichtlich, dass die Wasserkraft hauptsächlich für den miserablen Umsetzungsstand der Wasserrahmenrichtlinie verantwortlich ist und die Fische am Ende der Nahrungskette der wichtigste Indikator und Schadstoffkompensator für ein intaktes Gewässer sind.

"Warum sich Ministerin Svenja Schulze einerseits so engagiert für den Erhalt der Wasserrahmenrichtlinie in der EU eingesetzt hat und andererseits auf Bundesebene Genehmigungen neuer Anlagen erleichtert werden sollen, erschließt sich hier nicht", kritisiert der Verband. Die meisten der geschätzten 7.400 kleinen Wasserkraftanlagen (kleiner als 10 Megawatt Leistung) seien aus Umweltsicht hoffnungslos veraltet und mit vertretbarem Aufwand kaum zu modernisieren. Sowohl für die Zielerreichung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie als auch der EU-Biodiversitätsstrategie sollte an vielen Standorten ein Rückbau stattfinden, anstatt über erleichterte Genehmigungsverfahren nachzudenken.

Nationaler Bürger*innen Dialog WasserWie lässt sich unsere Lebensgrundlage Wasser – angesichts vieler Herausforderungen – nachhaltig sichern? Das Bundesumweltministerium erarbeitet gemeinsam mit unterschiedlichen Akteur*innen eine „Nationale Wasserstrategie“.Auch Sie können vom 27. Januar bis 10. Februar 2021 Ihre Ideen und Anliegen zum zukünftigen Umgang mit Wasser und dem Schutz von Flüssen, Seen und Grundwasser einbringen: Nehmen Sie an der Umfrage teil oder klicken Sie auf eines der vier Themenfelder Wasserqualität, Finanzierung, Sensibilisierung und Klimawandel.Nationaler Bürger*innen Dialog Wasser - dialog.bmu.de
Bundesumweltministerium, Nationaler Wasserdialog

Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie in Deutschland?

Laut EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) müssen bis 2027 in allen EU-Mitgliedstaaten die Gewässerschutzziele erreicht werden. Eine kleine Anfrage zur Umsetzung der WRRL in Deutschland und zu möglichen Fristverlängerungen hatte die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Dezember gestellt (19/25751). Denn die Umweltministerkonferenz (UMK) hatte im Juni 2020 eine Handlungsanleitung "Gemeinsames Verständnis von Begründungen zu Fristverlängerungen" der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) beschlossen. Am 25.01.2021 erfolgte die Antwort der Bundesregierung (Drucksache 19/26097). Die Bundesregierung räumte ein, dass die Zielerreichung eine "Herausforderung" sei - und zwar nicht nur für Deutschland. Die Umsetzung der WRRL sei allerdings Ländersache und verursache erhebliche Kosten; bisher etwa 27 Milliarden laut LAWA-Schätzungen, für den nächsten Zyklus seien rund 35 Milliarden Euro fällig. Dennoch: "Die Ambition, die Bewirtschaftungsziele der WRRL zu erreichen, wird aufrechterhalten und nicht, z. B. durch die Festlegung zahlreicher weniger strenger Ziele, aufgeweicht", heißt es in der Antwort. Die Bewirtschaftungspläne für den dritten Zyklus seien außerdem bis spätestens 22.03.2022 an die Europäische Kommission zu berichten. Wie die EU-Kommission die Pläne und die
deutsche Vorgehensweise bewerten wird, bleibe abzuwarten. [jg]

Artikel von Jan Dönges: Gewässer: Klimawandel bedroht Seen mit Hitzewellen mit Verweis auf Originalartikel in Nature (kostenpflichtig)

WWF: Österreich stellt sich gegen geplanten Donau-Oder-Elbe-Kanal

DAFV: Bundestag beschließt schwere Eingriffe in Fließgewässer

Heute im Bundestag: Grüne fragen nach Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie

Antwort der Bundesregierung

EU-Aktionsprogramm zur Binnenschifffahrt

Wasserstraßen: Zielkonflikte zwischen Transport- und Umweltpolitik weiter ungelöst
Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) hat Mitte Januar bei der EU-Kommission ein Feedback zum EU-Aktionsprogramm zur Binnenschifffahrt eingereicht. Ein Ziel im "European Green Deal" ist, einen wesentlichen Teil des Güterbinnenverkehrs, der derzeit zu 75 Prozent auf der Straße erfolgt, auf Binnenwasserstraßen und Schiene zu verlagern. Das IGB betont in seinem Kommentar jedoch, dass "Binnengewässer wie Flüsse nicht nur als bestehende oder potenzielle Verkehrskorridore gesehen werden dürfen, sondern auch vielfältige versorgende, regulierende und kulturelle Ökosystemleistungen erbringen, einschließlich des Hochwasserrückhalts". In erster Linie seien Binnengewässer stark bedrohte Lebensräume für die aquatische Biodiversität. Diese wasserabhängige Biodiversität habe einen Wert an sich und bilde auch die Grundlage für funktionierende und widerstandsfähige Ökosysteme. "So bestehen auf rechtlicher und politischer Ebene schwere Zielkonflikte zwischen dem verkehrspolitischen TEN-T-Programm auf der einen Seite und der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), Natura 2000 und der aktuellen EU-Biodiversitätsstrategie auf der anderen Seite", so das IGB. Bei jedem Ausbau von Flüssen müssten daher verpflichtende externe Umweltprüfungen und belastbare Kosten-Nutzen-Analysen, die auch Vergleiche zu alternativen Verkehrsträgern beinhalten sollten, insbesondere mit dem Schienenverkehr, erstellt werden. Weiterlesen

Veraltete Staudämme: Weltweite Gefahr

Eine Studie einer Forschungsgruppe der United Nations University zeigt, dass die Alterung von Großstaudämmen ein aufkommendes globales Risikothema ist. Zehntausende bestehender Großstaudämme haben eine "Alarm"-Altersschwelle von 50 Jahren erreicht oder überschritten, viele andere seien bald 100 Jahre alt. Diese verursachten einen rapide steigenden Instandhaltungsbedarf, während ihre Leistungsfähigkeit abnehme und ihre potenzielle Bedrohung für die menschliche Sicherheit und die Umwelt stiegen.

UNU-INWEH Report: Ageing Water Storage Infrastructure: An Emerging Global Risk

Beitrag vom Deutschlandfunk (MP3)

Gute Nachricht für Irlands Moore

Die größte irische Torfabbaufirma Bord na Móna hat den Abbau von Torf auf ihren Ländereien offiziell beendet und damit nach eigenen Angaben "einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu Irlands führendem Unternehmen für Klimalösungen gesetzt". Die "Von-braun-zu-grün"-Strategie setze auf die Erzeugung erneuerbarer Energien, Recycling und die Entwicklung anderer kohlenstoffarmer Unternehmen. Auch Irland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 kohlenstoffneutral zu werden. Weiterlesen

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