Nachhaltiges Verhalten durch Nachahmen lernen
Mit dem Projekt Klima-Kita-Netzwerk unterstützt die NAJU (Naturschutzjugend im NABU) gemeinsam mit dem Innowego–Forum Bildung & Nachhaltigkeit, der Umweltstation Lias-Grube und der S.O.F. Save Our Future–Umweltstiftung bundesweit 500 Einrichtungen dabei, Klima- und Ressourcenschutz in ihren Kita-Alltag zu integrieren. Sie organisieren Fortbildungen, Regionaltreffen, Tagungen sowie Fachforen und fördern den Austausch und die Vernetzung aller Beteiligten.
„Licht aus, Stecker raus - Klimaschützer sind im Haus!“ mit diesem Ruf starteten 32 Kinder und fünf Pädagoginnen der Kita Pusteblume ihr Projekt „Ein Tag ohne Strom“. Einen Tag lang hörte man keine Kaffeemaschine schnurren und keine Kinderlieder aus dem CD-Player klingen, stattdessen nur das Geräusch der muskelbetriebenen Taschenlampen der Kinder und das Knistern des Feuers, über dem das Mittagessen erwärmt wurde. Das Projekt bot einen guten Anlass, mit den Kindern gemeinsam zu überlegen, wo überall Energie und Wärme in der Kita verbraucht werden – und in welchen Bereichen der Verbrauch vielleicht auch reduziert werden kann, etwa durch richtiges Heizen und Lüften.
Seit diesem Tag gibt es in der Kita Pusteblume den Dienst der Energie-Detektive: Jeweils zwei Kinder werden im Morgenkreis gewählt, die unter anderem mit dafür Sorge tragen, dass das Licht nach Verlassen des Raumes ausgeschaltet und regelmäßig stoß- statt kippgelüftet wird.
Vorbildliches umweltschonendes Verhalten statt Angst zu machen
Kindertageseinrichtungen sind wichtige Lernorte, um gemeinsam mit Kindern zu Nachhaltigkeitsfragen zu philosophieren, zu forschen und zu lernen. In den 70er-Jahren war Katastrophenpädagogik die vorherrschende Methode. Diese machte möglichst drastisch auf Umweltprobleme aufmerksam, um so Menschen zur Einsicht und Verhaltensänderung zu bewegen. Anders als damals geht es in der heutigen Pädagogik nicht darum Ängste zu schüren, sondern Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen. Denn Psycholog*innen wissen, dass Ängste Abwehrmechanismen hervorrufen und Umwelthandeln eher verhindern – übrigens auch bei Erwachsenen.
Kitakinder müssen nicht wissen, wie der Klimawandel funktioniert, sie brauchen keine bedrohlichen Untergangsszenarien. Sie brauchen Vorbilder, die ihnen umwelt- und klimaschonendes Verhalten und die damit verbundenen Werte vorleben, wie beispielsweise durch einen sparsamen und wertschätzenden Umgang mit Energie, Wasser und Nahrungsmitteln. Sie sollten verstehen, dass sie ein Teil unserer Mitwelt sind, mit der sie vernetzt und von der sie abhängig sind. Dies erfordert eine Bewusstseinsänderung sowie vernetztes Denken und Handeln bei den Pädagog*innen und die Bereitschaft, gewohnte Routinen zu hinterfragen und gegebenenfalls zu verändern.
Wie wird aus der Kita ein nachhaltiger Bildungsort?
Wichtig ist es, einfach anzufangen, den ersten Schritt zu machen. Das kann ein kleines Projekt zur Müllvermeidung mit den Kindern einer Gruppe sein. Oftmals entfalten schon einzelne Projekte Strahlkraft und regen Kolleg*innen zum Nachdenken und Nachahmen an. Die Chancen stehen gut, dass das Projekt über die Begeisterung der Kinder weitere Kreise zieht und Folgeprojekte angestoßen werden. So können einzelne Initiativen auf lange Sicht zum (Bewusstseins-)Wandel in der Kita beitragen.
- An einem Strang ziehen und Geduld haben
Veränderungen brauchen Zeit, und es bedarf vieler kleiner Schritte, gerade auch wenn es darum geht, das eigene Verhalten zu reflektieren und anzupassen. Wichtig dabei ist, das ganze Team im Blick zu haben und gut mitzunehmen. - Ziele definieren und dranbleiben
Ist sich das Team über bestimmte Ziele einig, so sollten Schritte dorthin festgelegt werden: Wer übernimmt für was die Verantwortung und bis wann sollen die einzelnen Schritte erreicht werden. Hilfreich können Jahresthemen sein, die dabei unterstützen, einem Thema zu folgen und als ganze Einrichtung dranzubleiben. - Erfolge feiern
Das Energiesparen läuft richtig gut? Es werden kaum noch Lebensmittel weggeworfen, weil alle achtsam damit umgehen? Großartig! Es ist wichtig, Erfolge gemeinsam mit den Kindern zu feiern und seien sie noch so klein. - Kinder beteiligen
An welchen Entscheidungen können sich Kinder in der Kita zu Nachhaltigkeitsfragen beteiligen und wie können sie an Fragen herangeführt werden, auf die es keine einfachen Antworten gibt? Die Kinder erleben sich als selbstwirksam, wenn sie im geschützten Raum der Kita die Möglichkeit bekommen, sich eine eigene Meinung bilden zu dürfen, gehört zu werden und Entscheidungen zu treffen, die auch umgesetzt werden. Kurz: Kinder lernen, wenn sie bereits in der Kita beteiligt werden, zukunftsfähiges Denken und Handeln in einer komplexen, globalisierten Welt.
Das Klima-Kita-Netzwerk
Wie kann der Kita-Alltag gemeinsam mit den Kindern nachhaltiger gestaltet werden? Wie können langfristig klimaschonendes Verhalten und Routinen bei Kindern und Pädagog*innen gefördert werden? Seit 2017 unterstützt das Team des Klima-Kita-Netzwerkes bundesweit Kitas durch Vernetzungs-, Beratungs- und Bildungsmaßnahmen auf ihrem Weg zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
In der Broschüre „Nachhaltig durch das Kitajahr“ finden Pädagog*innen für jeden Monat Praxistipps und Hintergrundwissen zu einem Nachhaltigkeitsthema.
Der CO2-Rechner für Kitas hilft herauszufinden, in welchen Bereichen der Kita Treibhausgas-Emissionen entstehen und welchen Anteil sie an der CO2-Gesamtbilanz haben. Mit diesem Wissen kann das Team mit den Kindern überlegen, welche Maßnahmen in welchem Bereich sinnvoll greifen, um die Treibhausgas-Emissionen zu senken.
Die Autorin
Meike Lechler ist Projektleiterin der Region Ost des Klima-Kita-Netzwerkes und leitet den Kinderbereich in der Bundegeschäftsstelle der NAJU, der Naturschutzjugend im NABU.