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Umweltorganisationen positionieren sich zur CO₂-Entnahme
EU-News | 02.06.2023
#Biodiversität und Naturschutz #Bodenschutz #Klima und Energie #Landwirtschaft und Gentechnik

Umweltorganisationen positionieren sich zur CO₂-Entnahme

Fruchtbarer Boden
© AdobeStock/Ganka
Fruchtbarer Boden

Ein Bündnis aus elf Umweltorganisationen fordert Nachbesserungen am EU-Zertifizierungsrahmen zur Kohlenstoffentnahme. Der Verordnungsvorschlag der EU-Kommission gefährde die Bemühungen zur Emissionsreduktion.

In einem am 1. Juni veröffentlichten Positionspapier fordern elf Umweltorganisationen deutliche Nachbesserungen am Vorschlag der EU-Kommission für einen Zertifizierungsrahmen zur Kohlenstoffentnahme aus der Atmosphäre (Carbon Removal Certification Framework, CRCF). Der Verordnungsvorschlag der Kommission wird aktuell im Rat und in den Ausschüssen des Europarlaments diskutiert. Die Organisationen sehen im Zertifizierungsrahmen die Gefahr, dass Emissionsreduktionen ausgebremst sowie Fortschritte im Biodiversitätsschutz und im Umbau der europäischen Agrarsysteme untergraben werden könnten.

„Die Kohlenstoffentnahme aus der Atmosphäre darf nicht dazu genutzt werden, die dringend nötige Reduktion von Emissionen zu verschleppen“, kommentierte DNR-Geschäftsführer Florian Schöne das Papier. Der Vorschlag der EU-Kommission berge das Risiko, emissionsintensive Geschäftsmodelle weiterhin zu ermöglichen und „damit fossile Pfade dauerhaft zu zementieren.“ Michael Berger, Referent für nachhaltige Landwirtschaft des WWF Deutschland, ergänzte: „Ablasshandel war noch nie ein gutes Konzept. Unternehmen dürfen sich nicht aus ihrer Verantwortung freikaufen können. Unsere Zukunft liegt in einer emissionsarmen Wirtschaftsweise für alle Branchen.“

Nach Ansicht der unterzeichnenden Organisationen müsse der Zertifizierungsrahmen hinsichtlich einiger grundlegender Aspekte verbessert werden:

  • Der Vorrang für Reduktion müsse sichergestellt werden, und CO2-Entnahmen dürften die Anstrengungen zur Emissionsminderung nicht unterlaufen.
  • Der Anwendungsbereich müsse klar eingegrenzt und Treibhausgas-Kompensation, sogenanntes „Offsetting“, ausgeschlossen werden, um Greenwashing zu verhindern.
  • CO2-Reduktion und Kohlenstoffentnahme müssten klar voneinander getrennt werden. Die Verordnung müsse auf tatsächliche Entnahmen abzielen und nicht auch CO2-Minderungen umfassen.
  • Die dauerhafte, permanente Kohlenstoffbindung müsse gewährleistet und Regelungen zur Haftung getroffen werden.
  • Kohlenstoffspeicherung in Produkten seien lediglich verzögerte bzw. „geparkte“ Emissionen und böten keine langfristig gesicherte Klimaschutzwirkung. Auch finde keine Differenzierung zwischen geeigneten und ungeeigneten landbasierten Aktivitäten („Carbon Farming“) statt. Ungeeignete Praktiken, wie Humuszertifikate, sollten ausgeschlossen werden.
  • Es dürften keine falschen Anreize für Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und –Speicherung (BECCS) gesetzt werden, da diese Technologie mit erheblichen Risiken wie Flächenkonkurrenz zu Nahrungsmittelproduktion und Naturschutz einhergehe.
  • Die Nachhaltigkeitskriterien sollten verbessert, Biodiversitätsaspekte gestärkt sowie soziale Effekte berücksichtigt werden.
  • Wesentliche Fragen der Gesetzgebung sollten nicht in eine geschlossene Expert*innengruppe und delegierte Rechtsakte ausgelagert werden.

Das Positionspapier finden Sie hier.

Zu den Unterstützerorganisationen der Verbändeposition zählen der Deutsche Naturschutzring (DNR), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Bioland, die Bodensee-Stiftung, der BUND, Demeter, die Deutsche Umwelthilfe (DUH), Germanwatch, das Institute for Agriculture and Trade Policy (IATP), der NABU und der WWF. Die Abstimmung zum CRCF im Umweltausschuss des EU-Parlaments wird für September erwartet. [bp]

Verbändeposition zum EU-Zertifizierungsrahmen zur Kohlenstoffentnahme (CRCF)

Pressemitteilung DNR

Pressemitteilung WWF

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