EU-News | 12.02.2025
#Bundestagswahl #EU-Umweltpolitik #Klima und Energie #Landwirtschaft und Gentechnik #Politik und Gesellschaft Was steht in den Bundestagswahlprogrammen zur EU?

Am 23. Februar ist Bundestagswahl! Die Wahlprogramme konzentrieren sich naturgemäß auf nationale Belange, doch auch die Europäische Union wird thematisiert: Während einige Parteien vielfältige europapolitische Standpunkte vertreten, halten andere sich kurz oder wollen die EU regelrecht dekonstruieren. In der folgenden Zusammenfassung erfahren Sie, wie sich CDU, SPD, Grüne, Linke, FDP, BSW und AfD in den verschiedenen Themenfeldern positionieren.
CDU
- Die EU soll sich auf jene Bereiche konzentrieren, in denen ein Mehrwert auf europäischer Ebene erzielt werden kann (z. B. Binnenmarkt, Energie- und Kapitalmarktunion, Forschung, Klimaschutz, Digitalisierung, Verteidigung).
- Sofortiger Stopp neuer und laufender EU-Initiativen, Einführung eines EU-Wettbewerbsfähigkeits-Checks sowie eines unabhängigen Normenkontrollrats; Konzept „One in, two out“ und Rücknahme der deutschen Übererfüllung von EU-Recht (Gold-plating).
- Abschaffung des deutschen Lieferkettengesetzes und Reduzierung von Klageinstanzen bei Infrastrukturprojekten.
- Enge Zusammenarbeit mit Frankreich und Polen im „Weimarer Dreieck“ zur Abstimmung in außen-, sicherheits- und europapolitischen Fragen.
SPD
- Die SPD fordert eine gemeinsame Stimme auf EU-Ebene und setzt sich für den Schutz der Demokratie (z. B. gegen Rechtspopulismus) ein.
- Ablösung des Einstimmigkeitsprinzips im Europäischen Rat durch qualifizierte Mehrheitsentscheidungen sowie Stärkung der Mitentscheidungsrechte und Initiativrechte des Europäischen Parlaments.
GRÜNE
- EU stärken, erweitern und reformieren, auf "German Vote verzichten", um Verantwortung Deutschlands in der EU gerecht zu werden.
- Demokratie und Rechtstaatlichkeit stärken, u.a. durch Konditionalisierung des EU-Budgets
- Initiativrecht für das Europäische Parlament und Europäische Bürgerinitiative stärken
LINKE
- Massive öffentliche Investitionen in Soziales, Bildung, Gesundheit und den klimagerechten Umbau in der EU & Stäkrung der sozialen Kohäsion innerhalb der EU
- Initiativrecht für das Europäische Parlament und Hürden für Europäische Bürgerinitiative abbauen
BSW
- Kooperation statt Integration - Befürwortung enger Zusammenarbeit der Staaten ohne den Schritt zu einem "europäischen Bundesstaat"; Ablehnung weiterer Machtzentralisierung in der EU-Kommission und stattdessen Rückverlagerung von Kompetenzen in die Mitgliedstaaten.
- Forderung nach Maßnahmen gegen Steuersenkungswettbewerbe, Subventionsrennen und zur Schaffung digitaler Souveränität; zudem ein EU-Erweiterungsstopp (auch in Bezug auf die Ukraine).
FDP
- Forderung nach einer Verkleinerung der EU-Kommission, einem 1:1-Umsetzungsprinzip (Gold Plating-Verbot) und qualifizierten Mehrheitsentscheidungen in außen- und sicherheitspolitischen Fragen.
- Neben der engen deutsch-französischen Zusammenarbeit sollen Formate wie das Weimarer Dreieck mit Polen und weitere europäische Partnerschaften intensiviert werden.
CDU
- Verpflichtung zur Einhaltung der Pariser Klimaziele mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2045; Ausbau eines technologieoffenen CO₂-Bepreisungssystems im Rahmen des Emissionshandels.
- Sektorale Maßnahmen - Im Gebäudebereich wird auf CO₂-Bepreisung, Förderung und technologieoffene Lösungen gesetzt; im Verkehrssektor wird das Verbrenner-Verbot zurückgenommen und Technologieoffenheit (E‑Fuels, Wasserstoff, nachhaltige Biokraftstoffe) gefordert.
- Ausbau einer europäischen Energieunion zur Steigerung der Versorgungssicherheit und Resilienz, inklusive Maßnahmen rund um Wasserstoffinfrastruktur und -partnerschaften.
- Sofortiger Stopp neuer EU-Initiativen und das „Vordringen“ von EU-Regularien (wie Taxonomie und Nachhaltigkeitsberichterstattung) angestrebt.
SPD
- Klares Bekenntnis zu den Pariser und EU-Klimaziele; Festhalten am nationalen CO₂-Preis (55 €/T in 2025, 65 €/T in 2026) und anschließender Überleitung in die europäische Regelung, ergänzt durch soziale Maßnahmen wie ein Klimageld, um sozial benachteiligte Haushalte zu entlasten.
- Ausbau und Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur im Rahmen eines Deutschland- und Europapakts; Gestaltung eines klimaneutralen Luftverkehrs unter fairen Wettbewerbsbedingungen und Einführung einer EU-weiten Klimaabgabe für den Luftverkehr.
- Deutsche Automobilhersteller sollen nicht wegen EU-CO₂-Flottengrenzwerten mit Strafzahlungen belastet werden – stattdessen sollen diese Mittel in klimafreundliche Investitionen und Arbeitsplatzerhalt fließen.
- Verlässliche, langfristige Industriestrategie, die Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit vereint; Vereinfachung des Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) und dessen Kombination mit Exportförderungen.
BSW
- Kritik an zu ambitionierten Klimazielen und Ablehnung des EU-Emissionshandels (bzw. Forderung nach dessen Globalisierung oder Rückzug Deutschlands aus dessen Umsetzung), erneute Forderung nach der Rücknahme des Verbrenner-Verbots.
- Energieimporte - Das BSW plädiert für langfristige, preisbasierte Verträge und Wiederaufnahme von Verhandlungen mit Russland zur Sicherung günstiger Erdgasimporte.
Grüne
- Klare Bekenntnis zu den Pariser Klimazielen und zum Green Deal – ohne Kompromisse bei ambitionierten Maßnahmen (explizite Beibehaltung der CO2-Standards für PKW und das EU-Lieferkettengesetz) und europaweite konsequente und möglichst unbürokratische Umsetzung
- Weiterentwicklung des Green Deals zum Clean Industrial Deal für eine koordinierte europäische Industriepolitik,
- Ausweitung von sozialen und regionalen Förderprogrammen, bei denen Haushalte mit niedrigem und mittlerem Einkommen besonders unterstützt werden (z. B. bei Heizungssystemmodernisierung oder E‑Auto-Finanzierung).
- Stärkung des CO₂-Preises als zentrales Instrument im Policy Mix, kombiniert mit gezielten staatlichen Förderungen und sozialem Klimageld.
Linke
- Deutschland soll bereits bis 2040 klimaneutral gemacht werden, mit der Betonung, dass Klimaschutz untrennbar mit sozialer Gerechtigkeit verknüpft sein muss.
- Zurückweisung von ETS2 und stattdessen Forderung verbindlicher Emissionsgrenzen sowie umfangreicher Förder- und Infrastrukturprogramme.
- Einführung eines rückwirkenden, an CO₂-Preisentwicklungen orientierten Klimageldes (z. B. 320 €/Jahr pro Person) als direkte Entlastung für einkommensschwächere Haushalte.
- Strengere soziale und ökologische Kriterien bei der EU-Taxonomie um Greenwashing bspw von Atom und Gas zu verhindern
FDP
- EU-Richtlinien sollen nur 1:1 in deutsches Recht umgesetzt werden dürfen (Gold Plating-Verbot), zahlreiche EU-Vorgaben z. B. Taxonomie, CSRD, Lieferkettenrichtlinie sollen abgeschafft werden.
- Betonung eines einheitlichen EU-Emissionshandels, der technologieoffen arbeitet, und Ablehnung weiterer, über den Emissionshandel hinausgehender Regelungen.
- Senkung von Energiekosten - Ziel, Strom- und Energiesteuern sollen bis zum EU-Mindestmaß abgesenkt bzw. abgeschafft werden – der CO₂-Preis soll langfristig alleinige Maßnahme sein. Zudem wird eine Klimadividende als direkte Rückzahlung an Bürger gefordert.
- Aufhebung des Verbrenner-Verbots ab 2035.
- Erweiterung der EU-Klimaziele um ein negatives Emissionsziel.
CDU
- Ökosystemleistungen honorieren durch Unterstützung für Land- und Forstwirte sowie andere ländliche Akteure (z. B. Jäger, Fischer) bei der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung von Ökosystemen; Etablierung von Konzepten wie „Naturschutz auf Zeit“, die verschiedene Nutzerinteressen berücksichtigen.
- Klare Position, dass per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS) nicht grundsätzlich verboten werden sollen.
SPD
- Stärkere Honorierung von Maßnahmen, die den Arbeitskräften in der Landwirtschaft, den ländlichen Regionen und dem Tierschutz zugutekommen.
- Ab der neuen EU-Agrarförderperiode (ab 2028) sollen insbesondere Maßnahmen unterstützt werden, die Wasser, Boden und Luft schonen, die Artenvielfalt fördern sowie Klimaschutz und -anpassung vorantreiben – verbunden mit einer Vereinfachung der bisherigen Regularien.
GRÜNE
- EU-Agrarförderung (GAP) ab 2027 auf das Prinzip öffentliche Gelder für öffentliche Leistungen umstellen, sodass Umwelt-, Arten-, Klima- und Tierschutz honoriert wird.
- Umsetzung der Farm-to-Fork-Strategie zur Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030
- Schutzniveaus für die Sicherheit von Chemikalien (in der REACH-Verordnung) beibehalten
- Tierschutz: Dauer von Tiertransporten EU-weit auf vier Stunden begrenzen und Transporte aus Europa heraus verbieten.
FDP
- Abschaffung von Dokumentationspflichten und Auflagen im Agrarbereich; Förderung von Produktivität und innovativen Technologien (z. B. digitale Anwendungen, moderne Züchtungsmethoden wie CRISPR-Cas9) in der neuen EU-Agrarpolitik ab 2027.