Breites Bündnis für Wasserkraftstopp
Mehr als 150 Organisationen haben ein Manifest gegen die Förderung neuer Wasserkraftprojekte in Europa unterstützt. Der Bau neuer Wasserkraftanalgen stehe den Biodiversitätszielen des Europäischen Green Deal entgegen und würde ohnehin nur einen geringen Beitrag zur Energiewende leisten, so die Verbände.
Verbände wie der WWF, das Klimaaktionsnetzwerk CAN Europe, der Umweltdachverband DNR, BUND, Euronatur und Grüne Liga forderten, öffentliche Investitionen in den Ausbau bestehender Anlagen, Energieeffizienzmaßnahmen und erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie umzulenken. Das Manifest ist auch ein Resultat einer Studie von Ende Juli, die belegt, dass seit 1970 die Bestände der wandernden europäischen Süßwasserfische um rund 93 Prozent zurückgegangen sind, unter anderem durch den Ausbau der Wasserkraft. Dabei gelten etwa neun von zehn der bestehenden und geplanten Anlagen in Europa als "klein" - das heißt, sie haben eine Kapazität von unter 10 Megawatt. Damit trügen sie wenig zum Energiemix bei, ihre Umweltauswirkungen seien dagegen dramatisch. Sollten diese Anlagen alle gebaut werden, würden sie Europas letzte frei fließenden Flüssen zerstören und den Zustand der zunehmend anfälligen Süßwasserökosysteme weiter verschlechtern, kritisierten die Verbände.
Ebenfalls im Juli zeigte eine Studie, dass die größte Gefahr für Fischarten im Mittelmeerraum von Kleinwasserkraftwerken ausgehen, die weniger als 10 Megawatt Leistung bringen (EU-News 10.07.2020). In Europas Fließgewässern exisitieren rund eine Million bauliche Hindernisse (EU-News 30.06.2020).
Der Zusammenbruch der wandernden Süßwasserfischpopulationen sei in Europa schlimmer als auf allen anderen Kontinenten. In der EU sind derzeit 60 Prozent der Flüsse, Seen, Feuchtgebiete und Bäche nicht gesund, was sich auf die Qualität und Verfügbarkeit des Wassers und der von ihnen lebenden Arten auswirkt, einschließlich Süßwasserfischarten (wandernd und nicht wandernd), Vögel, Säugetiere und Amphibien. Die EU-Kommission hatte am 20. Mai in ihrer EU-Biodiversitätsstrategie 2030 vorgeschlagen, in den nächsten Jahren 25.000 Flusskilometer zu renaturieren (EU-News 20.05.2020). Der Umweltrat am 23. Oktober hatte die Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie grundsätzlich gebilligt (siehe EU-News 26.10.2020). [jg]
Pressemitteilung WWF: NGOs call on the EU to end support for new hydropower
Manifest (11 S., englisch, PDF): No more new Hydropower in Europe: A Manifesto