Klimawandel: Brüssel stellt neue EU-Anpassungsstrategie vor
Extreme Hitze, Trockenheit, Überschwemmungen und enorme wirtschaftliche Kosten: Am Mittwoch hat die EU-Kommission ihre neue Anpassungsstrategie an den Klimawandel vorgestellt. Klimaschützer*innen fehlt es darin an verbindlichen Vorgaben.
Es gehe in der überarbeiteten Strategie laut Kommission darum, das Wissen über Klimaauswirkungen und Anpassungslösungen zu vertiefen, die Bewertung von Klimarisiken zu verbessern, die Anpassungsmaßnahmen rasch umzusetzen und zur Klimaresilienz weltweit beizutragen. Und das müsse auf allen Ebenen – lokal, regional, national und international – sowie in allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft geschehen. Denn die Folgen des Klimawandels sind bereits heute deutlich spürbar. Laut EU-Kommission belaufen sich die wirtschaftlichen Verluste in der EU im Durchschnitt auf mehr als zwölf Milliarden Euro pro Jahr. Und tausende Todesopfer waren in der Vergangenheit aufgrund von extremen Hitzewellen zu beklagen, wie aus dem jüngsten Global Climate Risk Index hervorgeht (EU-News vom 28.01.2021).
Darüber hinaus solle die Datenlage mithilfe der bestehenden Europäischen Plattform für Klimaanpassung Climate-ADAPT verbessert werden. Außerdem soll eine Beobachtungsstelle für Gesundheit eingerichtet werden, die sich mit Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit befassen soll.
Auch auf internationaler Ebene wolle die Kommission die Anpassungsmaßnahmen vorantreiben – durch die Bereitstellung von Ressourcen, durch Priorisierung von Maßnahmen, durch die Aufstockung der internationalen Finanzmittel sowie durch eine engere Zusammenarbeit.
Keine verbindlichen Ziele, monieren NGOs
Sowohl das Climate Action Network (CAN) Europe als auch das Europäische Umweltbüro (EEB) sowie der NABU begrüßten die aktualisierte Strategie. Es fehle jedoch an Verbindlichkeiten. Um die EU gegen den gefährlichen Klimawandel zu wappnen, sollten zumindest verbindliche Anpassungspläne, Bewertungen für Klimaanfälligkeiten und Klimastresstests auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene entwickelt werden.
Verbindliche und quantifizierbare Ziele auf EU- und nationaler Ebene hatte zuletzt schon das EU-Parlament in seiner im Dezember 2020 verabschiedeten Entschließung gefordert (EU-News vom 18.12.2020).
Aus Sicht von CAN Europe lasse die Strategie außerdem offen, wie genau sie mehr Finanzmittel für die am meisten gefährdeten Gemeinschaften akquirieren wolle. Auch Vorschläge zur Integration von Genderaspekten und zur Bekämpfung von Ungleichheiten fehlten.
Dass naturbasierte Lösungen, wie die Renaturierung von Ökosystemen wie Feuchtgebieten, Synergien zwischen Biodiversität und Naturwiederherstellung sowie ein besseres Wassermanagement Eingang in die Strategie gefunden haben, freute sowohl das EEB als auch den NABU. Jedoch bleibe vieles vage. Ohne genaue Zeitpläne und Details, wie Maßnahmen konkret umgesetzt werden sollen, werde die Anpassungsstrategie ins Leere laufen, warnte das EEB.
EEB: First assessment of the EU’s 2021 Adaptation Strategy
NABU: Neue Anpassungsstrategie der EU – viele gute Ansätze, wenig Verbindlichkeit
Redakteurin: Ann Wehmeyer